Tuesday, June 4, 2024

Grice e Pirandello

 Luigt Pirandello.

Laute und Lautentwickelung

der

Mundart von Girgenti.

Halle a. S.,

Druck der Buchdruckerei des Waisenhauses.Herrn

Prof. Dr. Wendelin Foerster

in dankbarer Verehrung

gewidmet.Girgenti (das alte Agrigentum), einer der sieben Haupt-orte, in welche sich Sicilien politisch teilt, liegt wenige Kilometer von der südlichen Küste der Insel und zählt etwa 20 000 Einwohner. Gegen Norden erstreckt sich seine Provinz bis Cammarata, westlich bis Sciacca, gegen Osten bis an den Flufs Maroglio, und umfalst die Gegenden Aragona, Favara, Naro, Canicattí, Casteltérmini, Cianciana, Cammarata, S. Stéfano, Ribera, Sciacca, Bivona, Re-calmuto, Raffadali, Licata u.a. Die mundartlichen Grenzen entsprechen aber nicht genau den Verwaltungs-Grenzen; wir finden deshalb, dafs, während es zwischen Girgenti und den kleinen es umgebenden Gegenden, wie z. B. Porto-Empe-docle, Siculiana, Montaperto, Aragona, Recalmuto, Havara, aufser einer gewissen Dehnung der Aussprache nur sehr seltene oder fast keine Verschiedenheiten giebt, man dasselbe von den Gegenden, die sich mehr von ihm entfernen, nicht sagen kann. So z. B. Canicattí und Casteltérmini nähern sich mehr der mundartlichen Gruppe des Innern der Insel (Caltanissetta), wo die Aussprache im allgemeinen selir gedehnt ist, und in ihren Gegenden bemerkt man besonders die Diphthongierung des e (g, e) und des o (8, p), welche in Girgenti (Hauptort) und an den Küsten ganz unbekannt ist.

So nähert sich auch Licata etwas den Mundarten der Südost-spitze, namentlich in der Entwickelung des liz (aus pl, c, tl) zu c (canu, ou, veccu, wie in Noto, Módica); ferner gehört Sciacca fast ganz zu der mundartlichen Gruppe der westlichen Küste der Insel, da in ihr die Hauptmerkmale selbst, die ge-wöhnlich in der ganzen Provinz sind, fehlen: /+ Hiat i = gy, statt = 1 (filiu - figgyu, agrig. fitu); Perfekt -avit = áu statt (purtáu, purtá); 9+a, 0, u-j: jammi, jaña (agrig. gammi, gana) u. s. w.

Bei der Verfertigung dieser Arbeit habe ich besonders die folgenden Werke benutzt:

F. Diez, Grammatik der romanischen Sprachen.

Meyer-Lübke, Grammatik der romanischen Sprachen.

-

Italienische Grammatik. Leipzig 1890.

H. Schneegans, Laute und Lautentwickelung des sicilianischen Dialektes. Strafsburg 1888.

M. Hüllen, Vokalismus des alt- und neusicilianischen Dia-lektes. Bonn 1884.

Gaetano Di Giovanni, Cinquanta Canti, novelline, sequenze e scritti popolari siciliani. Palermo 1889.

Gaetano Di Giovanni, Venticinque Canti e novelline popolari

siciliane. Palermo 1888.

und manche andere, die ich in derselben nicht unterlassen habe zu citieren.

Sehr viel aber hat es mir auch geholfen,

dals ich aus der Provinz Girgenti gebürtig bin und in mir selbst die beste Grundlage meiner Arbeit gefunden habe.

Für die gütige Teilnahme an der Arbeit sage ich Herrn Prof. Dr. W. Foerster hiermit meinen herzlichsten Dank; ferner mufs ich auch dem Herrn Prof. E. Monaci, meinem hochverehrten Lehrer in Rom, danken und den Freunden Prof. E. Si-cardi von Palermo,

Dr. Giovanni Taormina von Siculiana

für die mir liebenswürdig gesandten Nachrichten.Diakritische Zeichen.*

Vokalismus.

ç = offenes e, e = geschlossenes r, i = sehr offenes i,

beinahe e, a = sehr offenes u, beinahe o, !. Halbvokale.

Konsonantismus.

*Kons. = gedehnte Aussprache des Anlautes: dumama,

decottu, bannera, ve, "Roma,

k? = fl: zuri (flore), xmmi (flumen),

% = ts: carraratu,

2= ds: vurza,

i = palat. c,

g = palat. g,

J2 = ital. gh in ghiotto,

$ = franz. ch in „cheval",

del = Il (es wird bei uns nicht mit Schneegans gebildet, „in-dem man die Zungenspitze nicht wie bei d gegen die obere Zahnreihe drückt, sondern gegen die Gaumen-höhle, nachdem man sie nach hinten umgeschlagen hat"; denn es ist nicht das Gaumen-d der Sarden, klingt vielmehr palatal: es ist ein mit dem Zungen-rücken auf dem Mittelgaumen hervorgebrachtes g, wobei die Zungenspitze den Rand über den oberen Alveolen berührt,

4 = mouilliertes / (ital. gl),

ñ = mouilliertes n (ital. gn),

+= ti + Vok. - ist die stimmlose zu der stimmhaften d!, Sf = sti+ Vok. — wobei die Zungenspitze sich gegen den Mittelgaumen mehr nähert als bei s,

i — faukales n in sanu (sangue),

le = ital. ch + Vok. im Hiat (liy = liz),

'm)

'n)

= Vokm, Vok.n.

*) Man entschuldige die Ungleichartigkeit ciniger Zeichen mit dem

Fehlen entsprechender Zeichen im Vorrat der Druckersi.I. Vokalismus.

Betonte Vokale.

§1. a

bleibt in der Regel sowohl in Girgenti (Hauptort) als in der Provinz unverändert: capu (caput); fava (faba); lizavi (clave); amu (hamu); vraca (braca); lagu (lacu); paci (pace); vaggu (radiu); maju (maju); gratu (gratu); gradu (gradu); nasu (nasu); manu (manu); bañu (*baneu); "raru (raru); ala (ala); pata (palea); cavaddu (caballu); annu (annu); gattu (cattu); passu (passu); parti (parte); arcu (arcu); árbulu (arbor); ama (arma); marba (malva); áutu (altru); cáudu (caldu); fúusu (falsu); canta (cantat); canca (cambiat); santu (sanctu); latte (lacte); matressa (metaxa); labbru (labru); pati (patre).

Besondere Fälle - lat. mälum. Im allg. Sicilianischen fehlt die entsprechende Form zum ital. melo aus griech. melon (u82ov); statt ihrer findet sich nur pumu; ammilatu, d.h. „del sapore o del colore d'una mela" ist aus ital. melo geholt und wird metaphorisch wie in „parlari ammilatu" gebraucht. Mu-luni (aus Angleichung des i an das tönende u) ist der ital. mellone. Lat. gravis (ital. grave und greve, cf. Canello, Arch. glott. ital. v. III 3, 315) ist allg. siz. gravi adjektivisch und ad-verbial, aber gelehrt, z. B. „casu gravi, malatu gravi"; zun ital. greve „con valore puramente materiale" entspricht agrig. gravisu; sonst hat *grevis in grevu „geschmacklos" „dumm" und „pesante nello scherzo", deshalb grizanza, und in grevia „mal' umore, pesantezza di spirito" seine Stelle ein-genommen. Lat. alacer hat sich nur im Sinne von „pronto, attivo, vivace" im ital. alacre, alacrità, alacremente, aber ge-lehrt und entlehnt, erhalten; im Sinne von „lustig, fröhlich, freudig, heiter" ist vulglat. *alécrus an seine Stelle getreten: ital. allegro, allg. siz. allegru, oft bei dem Volke: allégiru, mit

i - Einschiebung. Lat. ceraseus hat sich im ganzen Sicilianischen sing. crasa, plur. crasi erhalten; cf. sard. kerasa, neap.-röm. ierasa, ¿erase (nicht ierase, wie Meyer-L., Ital. Gram. § 50 schreibt). Lat. Suffix -aria, -arius erscheint im allg. Sic. und im Agrig. a) als -ara, -aru; 8) als ara, -are; a) als -cra,

-eri; d) als -er, - ergu.

Beispiele:

a) panaru, picuraru, nutaru, vurdunaru, azaru, jin-naru, frivaru, murtaru u. a. (echt volkstümlich);

B) sigritarzu, calanar, ssafalaru, mancataru, nivis-sargu u. a.;

1) vueri, giseri, camperi, lucanneri, luktigeri u. a.;

d) rifrigger, maggisterzu, virser u. a.

Doppelformen: abbirsarm entgegenstehend und virseru Widersacher, Teufel, adversarius; arginteri Silberarbeiter und Argintaru Name eines Berges aus argentarius; cavaddaru Führer der Lastpferde und cavaleri (die Landbewohner nennen cavalera eine Mandel, die harte Schale hat) aus *caballarius; galera (auch galia Galere) Gefängnis, z. B. „mannari 'ngalera" zur Zwangsarbeit verurteilen und gallaría (?), cf. Canello, op. cit. 305, aus *calaria von sãñov; quartara Krug „la quarta parte d'un barile" und quarteri Stadtviertel aus quartarius; cannilaru Lichtzieher und cannileri Leuchter aus *candela-rius u.a. Man konnte hier auch svarzu, sbar (ital. svago) Belustigung und sgarru, sbatu (ital. sbaglio) aus *ex-varius, varius = Badeós, cf. Canello, op. cit. 302, hinzufügen.

Die volkstümliche Entwickelung von -arius ist aber nur

-aru, wie Schneegans C. I, § 1, 8 gut erklärt hat; - arzu ist besonders ital. Einfuhr, v. g. calendario, proprietario, segretario, locatario „colvi che prende a pigione casa, bottega etc.", Fan-fani, Voc. ital. 8f3, neben locandiere „padrone d'una locanda" (statt lucataru oder lucataru findet sich aber agrig. lucateri neben lucanneri in demselben Sinne wie im Ital.); - eri, - eru sind besonders französisch oder italianisierend auf franz. Ur-sprung, vgl. boucher, agrig. vucteri, altfrz. jusier, agrig. giseri, prov. campier, agrig. camperi u. a.

Allg. sic. jittari, jetta, jittatu dürfte nicht auf ejéctat beruhen (Meyer-L., Ital. Gramm. § 50), sondern, wie im franz.

*jecère, a durch j beeinflufst sein.

Lat. natare (ital. notare, nuota) ist in Girgenti natari, nata in der Regel geblieben, und so auch aqua — acqua; caseu - cau (s + Hiat i s. II. § 12). Zu dem calab. miercu (Meyer-L., op. cit. § 50) entspricht agrig. mercu (ital. marco, marchio Zeichen), miercu in Casteltermini, Canicatti, mircari (cf. altfranz. merc, merchier).

Lat. habeo = aju, neben e, eju; darüber ist zu bemerken:

a) e kann einfache Kontraktion von aju sein, vgl. t'e mannatu,

l'e amatu Licata = t'aju mannatu, l'aju amatu; 8) e= aju a

+ Infinitiv (von aj'a..., cf. franz. j'ai à ...). Die einfachen Formen des Futurums sind in Girgenti mundartlich ganz und gar ungewöhnlich: t'e fari moriri, t'e mannari a "Roma = t'aj'a "fari moriri, t'aj'a mannari a "Roma (ital. ti faró morire, ti manderó a Roma); y) die Form eju = aju, speziell aus Casteltermini, kann so gebildet sein: zwischen e (gewöhn-liche, einfache Kontraktion von aju) und a + Infin. ist ein j

vorgekommen, vgl. z. B. affirratu e janci (e = ai Artikel und

hanéi, anci von ganci, ital. gancio); ej a jiri = e a jiri; später

wird ej a zu eja, wie in m'eja namurari = m'aiu a "na-

murari, danach wird eja zu aju analogisiert eju. Sehr häufig ist ferner a von aju a, besonders in der Stadt Girgenti und an den Küsten: m'a namurari, m'a fari 'stu piacri = mai a fari stu piaciri; d) die literarischen Formen aja, ajamu, ajati, ajanu sind mundartlich ungewöhnlich; nur in einer verwünschenden Ausrufung - "mannagga! (mal ne abbia) findet sich agga von habea.

Agrig. lizovu, covu in Licata, aus clavus ist nicht klar; aber vielleicht läfst es sich aus clavr = clau-u = clau-v-u erklären. - Lat. sapio (ital. so) ist in Girgenti saie (p+i im Hiat = ē) regelrecht geworden. - Muncu (ital. monco) aus mancu ist nicht volkstümlich; statt seiner sagt das Volk:

¿uncu (cf. ital. cionco), oder „sen:a manu", aber mancari,mancu, mancanza (für monco neben manco im Ital., of. Ca-

nello, op. cit. 315).

Suffix -abilis = abili, abuli: curabili, maniatuli; öfters aber hat ital. -evole seine Stelle eingenommen: ludevuli, cum-

passiunevuli, durevuli u. a.

Suffix-aticum = aggu; cumpanaggu (ital. companatico);

sarvaggu (silvaticu) u. a. - Gelehrtes -aticu is geblieben in: stallaticu (ital. stallatico, auch stallaggio), viaticu, estaticu.

Mlat. amandola (ital. mandorla) giebt ménnula (cf. occ.

amenlou).

Neben kuarke (ital. qualche) aus qualeque, findet sich uft, auch in agrig. lorki, vielleicht aus *kaurki; möglich finde ich es, weil ich viele Male kaurkidunu (ital. qualcheduno), be-sonders in Porto-Empedocle, gehört habe, obwohl das k sonst immer u an sich zu ziehen pflegt; vgl. kuatela von kautela

(auch cotela).

Endlich, der betonte Vokal a, sowohl in offener als in geschlossener Silbe, wird in einigen Mundarten der Provinz, besonders in Aragona und Recalmuto, nach Guttur, und Lab. in ua diphthongiert, z. B. guaddu, cuani, curcuari, puani.

§2. e

@ (= è litt. lat.) bleibt gewöhnlich in Girgenti (Hauptort)

und im allgemeinen an den Küsten. Im Innern der Provinz, und besonders in einigen Gegenden, wie z. B. Casteltermini,

Canicatti, wird e zum Diphthong ie.

e bleibt: crepa (crepat); leva (levat); tema (tremit); prega (precat); nega (negat); deci (decem); peju (pejus); meti (metit); pedi (pede); sedi (sedit); teni (tenit); seru (seru); feli (fel); peta (petra); lebbru (lepore); nela (nebula); merlu (merulu);

ecklqu (vetulu); metu (melius); teña (teneat); menzu (medius); ferru (ferru); beddu (bellu); pettu (pectus); setti (septe); sé sex); vespa (vespa); festa (festa); jinessa (genestra), erba (herba);

certr (certu); perdi (perdit); sempri (semper); centu (centí).

frieri, wieni, tieri, nierier, miete, mienzu, viers, viene,

bieni, liévitu, miévula, mierlu, mienzu, viersu u.s. w.

(Casteltermini, Canicatti). Dieser Diphthong findet sich immerim Munde des Volkes, und er ist das bemerkbarste Kennzeichen dieser Gegenden.

Dafs die gebildeten Stände beim Spre-

chen versuchen ihn zu vermeiden, versteht sich, weil er immer einem Ohre, das an gebildetes Sprechen gewöhnt ist, unangenehm auffällt. Und so wird es kommen, dals eine gebildete Person, nehmen wir an in Casteltermini selbst, um nicht mit dem Volke: „viersu, mienzu, mierlu" zu sagen, „versu, menzu, merlu" sagen wird, was dann nicht die Mundart von Casteltermini, sondern gewöhnliches Sicilianisch ist, das von jedem Gebildeten in Sicilien gesprochen wird. Die Leute aus dem Volke, die die Wörter am meisten dehnen, sprechen: „viersu, miensu, mierlu" in einer noch mehr offenen und gedehnten Weise aus, als die besser Gebildeten, welche die Diphthongen doch immer aussprechen, aber in einer weniger unangenehmen Weise. Damit will ich sagen, dals die Diphthongierung des e existiert in einigen Gegenden des Innern der Provinz, abgesehen von der Affektation und der Dehnung, mit welchen sie ausgesprochen werden kann; und dals es, nach meiner Meinung, unverantwortlich ist, aus der einfachen That-sache, dals die Gebildeten diesen Diphthong zu vermeiden suchen, zu schliefsen, wie jemand es gethan hat, dals es die blofse Wirkung affektischer Rede sei.

Dals der Vokal,

welcher die folgende Silbe schliefst, einen Einfluls auf das e ausübt, finde ich sicher (cf. neap. und calab.).

Wir finden

½ B.: piettu, liettu, frummiente, priezza, lamientu, bieddu, mienzu, viellzu, bieni, pietti, lamienti u.s.w. - und: erba, beddo, petta, picuredda, palummedda, cublizaredda, petta, testa, terra, ichliga u. s. w.

Wenn wir hierauf keine Rücksicht neh-

men, wie können wir die zwei Formen: „bieddu" und „bed-da", „pietti" und „petta", „vieklizu" und „velkza", „patum-mieddi" und „palummedda" erklären?

Anmerkungen. Linnina aus lens, lendis, mit den calab. lindine, campob. linenc (dagegen im ital. lendine) scheint auf ein & zurückzugehen.

Vestice aus bestia (ital. bestga) würde zu Gunsten eines g sprechen, ist aber nicht volkstümlich entwickelt.Lat. heri (ital. ieri) ist agrig. ajeri, wie im ganzen Sicil.

(cf. span. ayer = ad heri).

Bei múntua (ital. méntova) ist e nach m zu a geworden,

ct. § 10.

Ital. scendere, allg. sic. sinniri aus lat. descendere (kaum vermischt mit discindere, wie Meyer-L., Ital. Gramm. § 62).

'Ntinna (wie das ital. antenna) scheint auf ein lateinisches ®

zurückzuführen.

e zu i im Hiat.: diu, auch "di (Deus): „Di nun móta"

Gott behüte; „pi l'amuri di di" um Gottes willen; miu

(meus); in Casteltermini findet sich ma = miu, mia (vgl. ia

= iu) „ma pati", „ma mati", in der ganzen Provinz aber auch me frati, me mati, und fraturzu me neben fraturäll miu; endlich riu aus reus.

§ 3.

alls vulglat. e = a) è, B) i, y) vulglat. i = kl. lat. i wird agrig. i.

a) aus lat. è: mi (me); ti (se); si (se); sivu (sebu); fici (fecit); liggi (lege); sita (seta); cridi (credit); pisu (pesu); vini (renes); sira (sera); tila (tela); cannila (candela).

Besondere Fälle: Volkstümlich (aber meist ital. Einflufs)

e statt i zeigen die Wörter: statera, neben statía (cf. ital. sta-dera); veru (veru); fera (feria); tettu (tectu), sirenu, Unbe-wölktheit, heiterer Himmel (ital. sereno); kuatela (cautela); iercu, cerki, cerca, cercanu, v. cercare; nettu (ital. netto); tirrenu (terrenu); -emu (-emus); vulemu, facemu u. s. w.; ie (-U, i) in Casteltermini, Canicattí: buliemmu, jemmu; vieru, niettu u. s. w. Ferner kuetu (quietus) vgl. ital. queto, das

Canello, Arch. glott. ital. III, 3, 316 „forma semipopolare" nennt. Findet sich auch e statt i in den folgenden ital. Lehn-wörtern: re (re); spera (spera); velu (velo); frenu (freno); reñu (regno); sigretu (segreto); prufeta (profeta); debitu (debito); sinceru (sincero); eredi (erede); cullega (collega); essemu (estre-mo); misteru (mistero); ecu (eco); -esimu (-esimo); primavera (primavera).8) aus lat. I: ficatu (ficatu); liga (ligat); siti (siti); vidua (vidua); pilu (pilu); mitr (miliu); sajitta (sagitta); pinna (pinna); friddu (frigidus); siklza (sitla); ssita (strigile); nivru (nigru);

vitu (vitru); pudditu (pullitru); vinti (viginta); capissu (ca-pistru); massu (magistru); virga (virga); pasi (pisce); viscu

(viscu); rissa (rixa).

Besondere Fälle. e statt i zeigen auch hier die Wörter:

veci und 'mmeci = in + vice, ital. invece (vice); stelu, gelehrt

(stilu); selva, gelehrt (silva) - ital. stelo, selva; fermu (fir-mu) wohl Eintlufs des r; ferner vor n in menta (mintha); ssega aus ital. strega (striga); lenza (lintea); menu (minus); cumenia (aber auch 'ncuminia); tenta (triginta): die Form tinta ist mir ganz und gar unbekannt. Die niedrigen Leute zählen immer nach zwanzigen und sagen z. B.: 'na vintina e deci, di vintini, du vintiari e deci, ti bintini, um tenta, quaranta, cinquanta, sissanta zu sagen. E statt i zeigen auch empru (impiu) gelehrt; vérgini, neben virgini als kirch-licher Ausdruck: Vergini Maria. Neben rissa (rixa), findet sich ressa, gelehrt, wie im Ital. (Canello, op. cit. 322); dema-

nu gelehrt - Besitztum - neben duminzu ebenso gelehrt - Herrschaft -, Doppelformen aus dominium. - Dagegen i zu a oder ai, etwa durch das franz., in ammáru, ammáina, aus adminare (altfranz. amaine), heute amène,

ist einfach

unmöglich und mufs andern Ursprung haben, vgl. Flechia Arch.

Glott. IV, 372, Meyer-Lübke it. Gr. 292.

8) aus lat. i: ripa (ripa); lisía (lixiva); lima (lima); amicu (amicu); fatiga (fatiga); radici (radice); viti (vite); nidu (nidu); ritu (risu); vinu (vinu); carina (carina); suspira (su-spirat); filu (filu); viña (vinea); milli, oft auch mirza (mille, milia); faidda (favilla), scrittu (scriptu), lintikhzu (lentiscu);

cincu (quinque).

Anmerkungen. Es fehlen in Girgenti die entsprechenden

Formen zu den ital. trebbia (durch Vermischung von tribulum und tribula, Meyer-Lübke, op. cit. § 52), merxo (wenn es zu mitis gehört), segala, elce, stegola (stivula, stiva Caix, Studi 595, wenn man nicht mit Mussafia Beitrag 111, 1 zu hasticula stellt); vetrice, artetico (s. Meyer-L. op. cit. § 52): finden sichaber in der Regel crisima, carina, lítica, ital. cresima, carina, letica (von litigare).

In Recalmuto, besonders bei den Landbewohnern, wird i

fast zu e, mit groser Dehnung ausgesprochen: decu (dicu);

felu (tidu); venu (vinu); veña (viña); durena (duzzina).

$4. 8.

! (= ö litt. lat.) bleibt o in Girgenti und im allgemeinen

an den Küsten; wird in Casteltermini, Canicattí in -uó- diph-thongiert. Beispiele: tova (*tropat); prova (proba); novu (novu);

vo (bovef); omu (homo); coc (cocu); jocu (jocu); coct (cocit);

rota (rota); sonu (sonu); soru (soror); scola (scola); ópira

(opera); sóggiru (soceru); folu (foliu); córe (coriu); oggi (ho-

die); okhiz (oclu), coddu (collu); fossa (fossa); notti (nocte); cosa (coxa); postu (posto); nossu (nostru); forti (forte); corda (corda); or (ordeu); corpu (corpu); corvu (corvu); porcu (por-cu); cornu (cornu); morsu (morsu); sonnu (somnu); lonu (lon-

gu) - und: uokki, suonnu, suonu, tuovu, ruoppu, muoddu,

muortu, juornu,

buonu, suoru, tistimuoni, cuoddu, cuornu,

I. S. w., aber immer tova, ¿oppa, modda, morta, "bona, cor-na, picotta, cosa, fora, u. s. w.

Besondere Fälle. Agrig. munti, frunti, funti (seltener

fonti) scheinen auch auf ein vulglat. ont zurückzugehen (im

span. aber ?). Purpu, gruncu und gulfu, urma, gelehrt, ent-sprechen den ital. polpo, grongo, golfo, orma; aber tornu, oni, forsi, corpu ital. torno, ogni. forse, colpo (s. Meyer-Lübke Ital. Gramm. § 65). Zu bemerken sind auch arrustu

cf. sard. arrustu; atturru (torreo) cf. calab. atturru, sursu, neap.-calab. sursu, ital. smso, aber grossu (sard. russu), sorba (calab. surba, lecc. survia) - lat. cofinu (ital. cófano) ist agrig. cufinu, durch die Versetzung des Accents vortonig und ge-

schlossen geworden. Lat post, po in Girgenti, unterliegt in

Casteltermini energischer Diphthongierung: à zu úa, pua. -

Endlich a statt o zeigen die Wörter: nannu, nanna (Grofs-

vater, Grofsmutter), = ital. nonno, nonna, und vassa = ital.

costra signoria, „vassa si ni va", vassa veni ca'". - Schnec-

gans erklärt das durch die mit der Häufigkeit des Gebrauches

sich einstellenden Lässigkeit der Lautbildung.Aus vulglat. o = a) litt. lat. ü, 8) i, d) vulglat. e = litt. lat. u wird agrig. u.

a) aus lat. ö: pumu (pomu); duga (doga); vuci (voce); nute (votum); cuti (cote); rudi (rodit); spusu (sposa); via (hora); zzuri (flore); curuna (corona); curti (*corte); sulu (solu); tuttre (*tottus); furma (forma); curca (collocat, vgl. altfranz.

colche, ital. corica). 1

Anmerkungen. O statt u zeigen die gelehrten Wörter vittora, groba (gloria), códici, nonu, nobili (nobuli bei den Volke), mobili und doti, divoto, sacerdoti (sacardoti) schon

volkstümlich geworden.

Neben ura (hora) findet sich gra

aus há hora, Zeitadv., z. B. „pra veñu" (ital. ora vengo), „gra

-¿i vajr" (ital. ora ci vado). - Besonders zu bemerken ist auch "nomu (nomen, ital. nome), cf. Romania X, 397. O ist auch in: prdini, firçõi, prontu, conta, 'Roma, "Ragona, ripasu, pilu, tonaca, testimonu bemerkbar, und in den ital.

Lehnwörtern flora, votu, dom, conti, nodu (nicht mit p, wie

Schneegans § 3, 11, 20 sagt; - überhaupt ist die Aussprache ganz im Süden charakteristisch immer offen und gedehnt). -

-Onem, -ionem, mundartlich zu -uni: añuni (angone); rub-buni (von robba Priestermantel); 'mrzacuni (von 'mracu, ebriacu); raguni, caguni, staguni u. s. w., bleiben bei gelehr-ten Wörtern als -igni: lustioni (ital. quistione), naxioni, pas-sioni, tintazioni, suggizioni, affizzioni, uccasioni u. a. — Neben forma Gestalt, gelehrt, findet sich regelrecht furma, aber nur im Sinne von „Leiste". Dem ital. uovo (aus *(vum) entspricht agrig. quu. Auffällig ist endlich culossa (colostrum,

s. Meyer-Lübke, Gramm. d. rom. Spr. § 119).

8) aus litt. lat. й: lupu (lupu); cuva (cubat); guritu (cubita);

guva (juvat); gúvini (juvene); jugu (jugu); fuji (fugit); cruci (cruce); cútica (cutica); furza (furia); gula (gula); сии (cuneu); rugga (rubia); puzzu (puteu); calunma (calumnia); uti (utre); supra (supra); duppe (duplu); gulutu (glutu); stuppa (stuppa);

russu (russu); turri (turre); savurra (suburra); cunnuttu (con-

1) So Meyer-Lübke, Fanfani hat corica.ductu); vucca (bucca); musta (mustu); crusta (crusta); curtu (curtu); furca (furca); gurgu (gurge); turtura (turtura); surcu

(sulcu); vurpi (vulpe); súrfaru (sulphur); prúvuli (pulver);

curpa (culpa); sunnu (sunt); unna (unda); tuncu (truncu); runca (runcat); kumm (plumbu); unnici (undeci).

Anmerkungen. — ? statt u zeigen auch hier: docca (*duc-tia); satoll (satullu); lonta (ital. lontra) alle gelehrt, und die ital. Lehnwörter: tossicu (tosco); lotta (lotta); conzu (conio, neben ruñu); vrigña (vergogna); culonna (colonna); gottu (auch" bottu: un bottu d'acqua) ital. gotto. Moli aus mulier (ital. moglie) ist gelehrt und sehr selten, ebenso gobbu aus *gublus (ital. gobbo); nozzi aus nuptias (ital. nozze); das Volk sagt: muléri (*muliére), jimmu, nguayyu oder spusalizzu. Zu bemerken ist

Izoviri, lovi (pluere - plovere, Grundform plovia, of. Foerster, Zs. f. R. Ph. III.): to, so (tuus, suus — vgl. ital. tuoi, suoi, aus tü-i, sũ-i für tui, sui, Schneegans § 3 II, 41). - Colobra und colubra ist mir ganz und gar unbekannt. Unklar ist jornu aus diurnus (Analogie zu notti? Mussafia). Zu dem ital. scuo-tere (excutere) entspricht agrig. scotiri.

Auffällig ist Suffix

-uru)lum = okku cunokka, finokkau, pidokku, gunoklizu.

Fommu (fuimus), foru (fuerunt) und die Formen des Condit. fora, foratu, fora, foramu, foravu, faramu sind nicht klar.

Zusatz. - In Casteltermini, Canicattí wird dieses ó (+ u, i) in nó diphthongiert: juornu, aber Plur. jorna, vollizu, nolli, Tinuokkau, piduokhau; fuommu, tuoru u. s. w.

y) aus vulg. lat. u = litt. lat. u: fumu (fumu); sucu (sucu);

suca (sugat); lue (luce); mutu (mutu); crudu (crudu); fus (fusu); una (una); muru (muru); mulu (mula); purci, puer (pullice); guñu (juniu); lulu (juliu); gula (acuc|ulla); gustu

(gustu); fruttu (fructu); nuddu (nullu), susu (sursum).

Anmerkungen. - Statt -itu Partizipendung findet sich fast immer -utu: tradutu, finutu, zzurutu, partutu, sintutu.

- Ganz selten ist o statt y: unklar ist gró aus gruem; ebenso lordo aus luridus, was D'Ovidio (Grundr. 515) als Anlehnung an sordo (?) erklärt.

1) Die Landbewohner sagen junettu, wie altfrz. juignet.§ 6. griech. v.

Griechisch i, i wird meist durch u, seltener durch i wie-dergegeben; doch manchmal findet sich auch o und e statt u, i, wie im Ital.

Beispiele: vurza, grutta, cutuñu, tunnu, tuffu (mustárau, crókkmula, mit Versetzung des Accents); aber torsu (ital. torsu, thyrsus), martorzu geistliches Schauspiel in einigen Gegenden der Provinz während der Passionswoche, neben martirz, gelehrt (Doppelformen aus martirium, wie im Ital., cf. Canello, op. cit. 32f.); lonxa gelehrt (cf. ital. lonza); tollu (ital. stollo);

brutiru, aber libezin, ménnulr, cémmalu, gettu, die zwei letzteren gelehrt. In tapúnu (toúravor) kann das a vom Verbum tapanari verschleppt sein (Meyer-L., Ital. Gram. § 16, 16) oder aus Angleichung an den folg. lat. Vokal: - tepúnu - tapinn.

§ %. ae, oe

(schon vulglat. e) sind agrig. als & behandelt: celu, fenu, fetu, neu (naevum); ¿ena, grecu, ebreu (Abbreu, Abbré), juden (judé), prestu, seralu, spera, tedmo, fería, preda, eru, die vier letzteren gelehrt. (Foedus, laetus, suepes, taeda, perit, quaesi, caccus fehlen). - In Casteltermini, Canicattí wird dieses g in -ic- diphthongiert: fienu, fictu, griecu.

$ 8. lat. au.

Es ist nicht leicht, eine bestimmte Regel für die Entwicke-lung des lat. au festzustellen. Man kann im allgemeinen sagen, dals im Sicil. lat au, sowohl primär als sekundär beibehalten ist, jedoch Ausnahmen fehlen nicht, obwohl viele durch ital.

Einflufs gebildet worden sind.

Beispiele:

1. Primäres au - a) bleibt au: táuru, addaure, vaucu, causa (neben cosa, Doppelformen wie im Ital., cf. Canello, op. cit. 328), lausu (neben lodi gelehrt), pause, gelehrt; canlu, Niculau, öfters bei Anreden Niculá.Zusatz. — an wird oft zu aru agu verdehnt: túgurn, addáguru, cávusa, rúcule u. s. w.

P) au — 0: oca (ital. oca); robba (ital. roba), bei den Landbewohnern ist robba das Landhaus; cos (ital. cosa); pocu, neben picca (ital. pocn); póriru (ital. povero); cotu kann aus cautus kommen, obgleich es keine entsprechende Form zu ital. chiotto, neap. hipte,' aus quietus |cf. Diez 13, 123 (kaum) durch franz. coit] ist; oru (ital. oro); o (ital. 0, aut); goja (ital. gioja); nolu (ital. nulo), godu, júdivi, neben udiri (ital. godo), lodi gelehrt (ital. lode), lodr, loda, lúdane (ital. lodo, loda, lodano) - tisore, auch fisoru, tisole bei dem Volke (ital. tesuro); parole, palore (ital. parola); frori gelehrt (ital. frode), lúnare (ital. lodola), foci, gelehrt (ital. foce); clanstrum, anru, unsu, planta, guute fehlen.

Zusatz. — o diphthongiert in no: prore, cuotu, not

1. s. 11: (Casteltermini, Canicatti, puoru auch in Recalmuto).

7) « - ar (ital. al) vor m: rarma (sacua, ital. calma), sarme (sauma, ital. salma aus oágua).

2. Sckundäres - aut (Perfect - avit) ist in Girgenti (Haupt-ort) und in der ganzen Provinz, aufser von Sciacca (-au), - geworden: amú, purtú, currú, mannú etc.

Das sekundäre aus al entstandene an hat in der Provinz von Girgenti eine mehrfache Behandlung. Es ist merkwürdig. wie man in einer Gegend selbst, nehmen wir an, in der Stadt Girgenti, zwei oder drei verschiedene Entwickelungen des al hören kann: z. B. autu, ácute, neben utu, antu; srauzu, siu-vuzu, scuzu, scanzu; sautu, sautu, satu, santu u. a. - Die volkstümliche Entwickelung des al ist aber au: autu, scruzi; sautu, fausn, caudu u. s. w., das Zerdehnen des an zu avu ist ganz gewöhnlich; die Formen atu, satu, scazu u.s. w. entstanden aus áu, «(u) (autu = atu); wichtig ist die Form untu, santu, scanzu u.s.W., wo l zu n geworden ist. Diese Form findet sich nur bei dem niedrigen Volke, besonders Landbewohnern. Meyer-Lübke, Ital. Gram. § 281, S. 162, er-

1) D'Ovidio (Arch. glott. IV, 136) erklürt das neap. kiuote aus dem lat, plotus, und Canello das ital, chiotto aus dem neap. kivote.klürt die Form antu (altru) aus der Verbindung unaltro; aber das, glaube ich, kann nicht auf fanzu, canza, santu u. s. w. bezogen werden. Merkwürdig ist auch an aus unbet. au in anceddi (Casteltermini). Vgl. altfrz. ancun. - In callu neben caudu (ital. caldo), falla (ital. falda), nur bei den niedrigen Leuten zu finden, ist Id zu ll geworden. - In Cianciana wird al vor d zu ai: caidu, faida, so auch ale: caidára, caichúri. - S. Kons. $ 1. 4, S. 88.

Unbetonte Vocale.

Vortonige.

§ 9. Ohne Einflufs von Kons. bleibt a bewahrt als a: für die unter i und u zusammengefallenen Vocale (e, e, й, 0, й, й) ist zu bemerken, dafs diese i- und u-Laute (sowohl vortonig als nachtonig) nicht immer ein ganz reines i und u sind, sondern ein Mittellaut (i, 4) zwischen e und i, o und u, cf. Meyer-Lübke, Ital. Gram. § 123, Schneegans S. 49ff. - Doch dieses Schwanken finde ich nicht so ausgebreitet und zuchtlos, wie Schneegans leicht annehmen lassen würde. Auf die gewöhnliche Schreibung des sicil. Dialektes mufs man sich im allgemeinen sehr wenig verlassen, und die selbst von Schneegans dargereichten Texte zeigen es deutlich; in der That: uno, su-bito, solito, danno, anno, successo (in den Cicalate), impie-gato, Municipio, saluto („le Maschere"), tanto, spartavano, ognun, mode (bei Papanti), mio, argento, mano, lo esercixio, pavento, eccidio, campo, immenso, obboé, dire, contento, dente, allegria, mascherati, verità sind keine sicil. Wörter mehr, sondern ganz und gar italienische, mit italienischer Schreibung.

Wenn ich also kein Gewicht auf diese ungenaue Schreibung lege, und mich nur an den echten Volksausdruck und meine natürliche Aussprache halte, so finde ich, besonders in der Provinz von Girgenti: 1. dals i und u im Auslaut den reinen und bestimmten Laut des i und u wirklich nicht mehr haben, sie sind unklar, offen und fast lautlos: ital. anno ist sicil. weder anno, noch annu, sondern annu; 2. dals dieser Mittellaut zwi-schen e und i, o und « besonders in gelehrten und italienischen Lehnwörtern mit e und o zu bemerken ist, z. B. alligrin, prisenti, filici, riggimentu, sicunnu, cmlentu, prepositu u. a.

Formen wie scordatille machen keine Ausnahme, weil es ein zusammengesetztes Wort ist (scorda+ti+ lu, vgl. ital. scorda+ te+lo) und das o von seinem Accent (córda) aufgehalten ist, sonst scurdári, scurdústi, scurdátu. Teátu (Schneegans S. 51) neben tijatu ist gelehrt (ital. teatro), ebenso mascherati volkstümlich mascarati (durch Einflufs des r).

Lat. au ist als au bewahrt geblieben in den Wörtern aurikki, Laurenzu (oft zu Lagurenzu, daher Lagrenzu bei dem Volke, besonders Landbewohnern), ferner in audaci, au-tunnu, rumentu, nauszatu, cautela (neben cotela s. unten) gelehrt und Lehnwörter; sonst wird es zu a: agustu, ascuta, ascutari, agur (wie schon im Vulglat. agustus, ascultare, agurium), Agustinu, aceddu (anceddu Casteltermini); arikkini (ital. orecchini, Ohrringe), xzatari (flautare), ladari, ladatu Castel-termini, Cianciana. Neben aurikli, arikki, arilkini, Laurenzu, areddu, finden sich oft auch oribli, orillini, Lorenu, oceddi, wohl vom Ital., wo anl. o unverändert blieb, während es inl. zu u werden mufste in: pusari, ripusari, purureddu, gudiri (neben gódir), lydari, rubári. - Beachte au in auliva, aulivi.

Romanisches au entstanden aus al-Kons. bleibt au, wie in autirra (altezza), oder durch Einflufs des l, das u an sich zieht, wird au zu va in kuadara (caldaia), kuacina (calcina), luadári (caldicare), aus kaudara, lavina, kaudzari; neben diesen finden sich aber auch die Formen callara, callari, fal-laru, fallarinu (deriv. v. falda), caidara, caidiari, faidduzza in Cianciana, fadali aus au verkürzt. In cotela aus cautela und cocina aus caucina (calcina) ist au (primär und sekundär) zu o geworden.

Vor Labialen wird al nicht zu au, sondern zu ar: par-ment (palmento), marva, arbulu, sara. Ferner in Girgenti vor Dentalen: artaru (altare); farsari (falsare), s. II, § 14.

§ 10. Unter Einflufs von Kons. - Der Übergang der unbetonten Vocale a, e, i zu a vor oder nach einer Labialis(s. Schneegans § 7, 55, Meyer-L. § 128, S. 77) ist in Girgenti

(Hauptort) sehr selten.

Beispiele: cannavi, nie cánnuru (cannabis), carrabbina, livari, rimita, rimiteddu, seltener rumitu, rumiteddu (here-mita); birritta, carnalivari, arristitari, misura, misurari,

dimannari, addimanna neben dumannari, dumanna, aubi-

dienti, disublidienti, assimitari, súbitu, úrtimu, annivuricúri,

simenza, siminari, ammintuari, ammintuatu, addiminari, milincana, rivirsari; aber duviri (debere); dumani (demane), cf. ital. dovere, domani. Dagegen findet sich häufig u vor oder nach Labialis in einigen Gegenden der Provinz, besonders in Licata, z. B. luvanti (levante); luvari, buvatuvilla (ital. levare, levátevelo), rumitu, rumitedde, dumanna, burritta, pu-naru (ital. paniere), musura (misura); ammuntuari, sulnitu

(subitu); mulungana (melengiana), annuvricari (anivricari), car-

rubbina, sumenza, fumurar (fimus + ariu), sduvacari (deva-care) - in Casteltermini: Musummulisi (die Bewohner von

Mussomeli), vutieddu (vitellu) u. a.

Durch Einflufs des folg. p ist a an die Stelle von urspring-lichem vortonigen e getreten in sapurtura (ital. sepoltura); sre-

purcru (ital. sepolcru).

Einflufs des v: a) e, seltener i, o + i= a + v: faraci (ferace); sarbari (servare); kuarela (querela); sacardoti (sacer-dote); arsira (hersera); Arasimu (Erasmus) Cianciana; Sara-fina (Seraphina); sarüzzu (ital. esercizio); viparedda (ital. vi-perella); arruri (errore); carzaratu (ital. carcerato); purcaría (ital. porcheria); massaria (ital. masseria); Castartermini (Castel-termini), viklareddu (ital. vecchierello), battaria (batteria); sarvaggu (silvaticu); maravila (mirabilia); arreprensilli (ital. irreprensibile); arasiluli (irascibile); marabinenne (moribondo);

tartuca (tortuca); partualle (Portogallo).

Anmerkung. In Girgenti, wie im allgemeinen im ganzen

Sicilien, kann auch hier von den Formen des Futurums keine Rede sein, weil keine eigentliche Form des Fut., sondern nur die Verbindung des Infinitivs mit den Verben aju, seltener rotu, sich noch ganz deutlich in seinen zwei Teilen findet. - Formen wie arir, amiró, saró u. a. sind Einfuhr der Schrift-sprache; doch habe ich manchmal amaró, avaró (ameró, avró) gehört.

8) i, e + I = u + r in Girgenti: Gurgenti (Girgenti),

survigzu (servizio).

p) r + e, seltener o = v + a: rapprisintari (v. represen-

tare); racenti (recente); raclúta (ital. recluta); raccoliri (recol-ligere); valogu (horologiu); forasteri, Lehnwort (forestieri) u. a.

Dieses a wird zu ü in manchen gelehrten Wörtern, rütturi (rettore), rüdattu (redatto), rütipunte (ital. dietropunto, retro-puntu), rättorica (retorica).

Einflufs des k auf au. - Das k zieht u an sich: liun-dara, kuacina, lundiari, kuatela.

Einflufs des n: e, i + n werden a + n: antari (entrare), anconta (incontra), anutuli (inutile); ancumenãa (incomincia), ssanuto (ital. sternuto), manziornu, manzió (ital. mezzogiorno); vorñ: añuranti (ignorante), añumina (ignominia), añranza (ignoranza). - Sporadische Veränderung: suluczu sulusiari von singultu, singultare.

otn=atn: eamusu, camsiri, ermasatu (8. cogno-

scere); anuri (honore) ricanusenza (riconoscenza), disanuratu (deshonoratu); anniputenti (omnipotente).

Vor der Gruppe mm wird i zu a: ammattutu (ital. im-

battuto); masate (ital. imbasciata); cmenagrute (ital. imma-

grito); Ammaculata (Immacolata).

Vor m wird e zu i in:

mümorga (memoria) Lehnwort.

Nachtonige.

§ 11. Ohne Einflufs von Kons. bleibt nachtoniges a in-und auslautend bewahrt: stómacu, timpanu und tégula, "rose, cosa, badda, cuda, canta, puma; für die unter i und « 4u-sammenfallenden Vocale (ẽ 7, i, 0, й, ù) s. Vorton. § 9.

Kein auslautendes e in cincu (quinque, ital. cinque); agrig. sunca (cf. altital. dunqua) bestätigt ein schon im Vulglat. dun-qua aus dunque in Anlehnung an unquam. Ferner zu bemerken sind puru (ital. pure); comu (ital. come, cf. senes. como):

conta, fina = cont'a, fin'a; fora = foras (ital. fuori und fuora);

manu bleibt manu auch im Plur. (cf. altital. le mano). Aus-laut. ae wird i: curuni, culonni; auffillig ist die tonlose Par-tikel ca = ital. che (dafs) und ca — quae Pron., wie z. B.:

Sacêu di tértu ca | du soru siti,

Ca státi emmernu 'nrémmula abitati

(Di Giov. 50 Canti etc. - VI, 9. Cianciana.)

und „vó ca veñu" (ital. vuoi che venga) u. dgl. - Für die

Weglassung einer Endsilbe s. § 17.

§ 12. Unter Einflufs von Kons. - Vor r wird e, seltener o zu a: númaru (numeru); cámmara (camera); vipara (vipera);

ruccaru (ital. zucchero); vómmaru (vomere); Gásparu, neben

Gaspinu (Gaspero); Luñfaru (Lucifero); bifara (biffera); gámmaru (ital. gambaro); misara Casteltermini (misera), cán-taru (ital. cantero); cólara (xohepa); jüniparu (juniperu); Ettari (Ettore); Cristófaru (Cristoforo); cárcari (ital. carcere) - nach

i: érramu (onuos).

Labialis +e, i = Lab. +u: pruvuli (pulvere); murula

(nubila); simuli (similis), súltu, urtumu, Licata (subitu, ultimu); und Suffix -couli, -abuli, -ibuli (-abile, -ibile).

L verlangt u vor sich: áttula (dactilus, ital. dattero); utuli (utilis), ácula (aquila), ménnula.

Vor e findet sich a für i, seltener o: calacu (calice), ca-nonacu, tonaca, cronaca, mantacu, sinnacu, monacu, monaca,

parracu, funacu, aber kúvica («f. ital. chiavica) neben cluuca gelehrt, ital. cloaca - nie vor n: pampina, guvini, cufinu (ital. cófano); órfan ist Lehnwort.

Für den Schwund des tonlosen Mittelvokales s. § 15 § 16.

§ 13. Aphärese.

Die Aphärese ist in Sicil. sehr häufig, weil alle Würter

vokalisch auslauten:

1. a-Aphärese. a) in einzelnen Wörtern: cttula, Castel-termini (kleine Axt, ital. accetta); Ragona (Aragona), Gur-gentz (Agrigentum), sañaturi Licata (lasañaturi, Rollholz, von lasaña); rina (arena), gula, Nadel (acucula), ramu (aeramina), pretia (apotheca); sparau, sporaci (asparagus); - @) bei mit « anlautenden Femininis, die mit den Artikeln la, 'no (una)zusammentreffen: la'ffizioni (la affezione); la icetta (la accetta),

'na marena (una amarena); - y) vor Nasalen: 'mmátula (am-matula, Adver. umsonst, von griech. uárnv?) 'Ntonia, 'Ntuniktiza (Antonia, Antonietta), 'nüddi Porto-Empedocle (ital. anguille),

'ncina (ital. angina); 'ncinala (ital. anguinaglia), neuviceddi Porto-Empedocle (ital. acciughine); 'naría (ital angaria), 'narsári (ital. angariare); 'mmasaturi (ital. ambasciatore); 'mminsilatu,

'mminsitari (amminsitatu, amminsitari, it. vezzeggiare); 'nusari (angosciare); 'ncunza (ital. ancudine); 'ntinna (antenna).

2. i-Aphärese. a) in einzelnen Wörtern: munnizza (im-monditia); rinnina (hirundina, aber hier scheint Umstellung zu sein: hurindina statt hirundina); Nazzu (Ignatiu); - 8) bei Verben, vor Nasalen: 'mmarazzari (ital. imbarazzare),

'mmarrari

(ital. imbarrare), 'mmasari (invasare); 'mmástiri (imbastire);

'ncarcari (incalcare); 'nzzammari (inflammare); 'mpinciri (im-pingere) und 'nnucienti (innocente); 'mmastu (ital. imbarazzo, impaccio); 'mmernu (inverno); 'mmeru (in verso, verso, circa); mmesta (v. vesta, ital. federa); 'mminzioni (inventione); 'nien-tivre (incentivo); 'nienzu (incenso); 'néura (ingiuria); - y) in formalhaft gewordenen präpositionalen Verbindungen: 'mpuntu (in puntu); 'mpresa (in prescia); mpiñu (in pegno); 'mparu (in pare); 'mpixzu (in + pizzu, in punta); 'mpró (in pro); 'ncapu (in capo, sopra); 'nkzaru (in chiaro); 'nima (in cima) 'ncostre (accosto, in + costu); 'ncoddu (in collo); 'ncanir (in cambio);

'nfunnu (in fondo); 'uninari (in denari); 'noceu (in cio'che) u. a.

3. c-Aphäresc. a) in einzelnen Wörtern: rumitu, rimita (eremita), rumitorzu, rimitorzu (eremitoriu), vispicu (episcopu),

-réticu (ereticu), limósina (Elenuocion); cillenza cillen:asi (eccellenza, eccellenza si); sarczzu (esercizio); kgesa (ecclesia);

¿angel (evangeliu); - 8) vor Nasalen: 'mpiña (frz. empeigne)

'mmracu, mmracari (ebriacu).

1. 0-Aphärese in: spitali (hospitale), riganu (origanu), ralogu (horologiu), auch roggu ([lo]roggu); micidaru (homi-cidariu); miupáticu (omeopatico); la 'bbidienza obbe-dienza).

5. 1- Aphärese in: vindicu (umbilicu), 'na (una); napocu

(una + poco = etwas, z. B. nap d'acqua

etwas

Wasser,cf. una picca Messina); lu 'ffizzu (lo ufficio); vor Nasalen

'nyuentu (unguento).

6. ae-Aphärese in: rúggini, rugga (aerugine); ram

(acramina), stimari (aestimare).

Die Anreden und die Vornamen erleiden oft stärkere

Aphärese: ñuri und nu, ñura, ña von siñuri, sinura (Herr und Herrin). Es ist aber zu bemerken, dafs diese zwei For-

men sich nicht für einen wirklichen Herrn und für eine wirk-liche Herrin passen, sondern für einen Mann und ein Weib aus dem Volke. Ferner: ñuri taugt als Anrede eines Kut-schers; —'mpari von cumpari (ital. compare), z. B. 'mpari Pé (compare Giuseppe); - ñursi, murnó und nasi, nanó (Signor si, signor no). Die Eigennamen erleiden fast immer Aphärese:

Minicu (Domenico), Peppi (Giuseppe, cf. ital. Beppe), Sare

(Rosario), Tanu (Gaetano); Vanni (Giovanni) u. a

Besonders ist zu bemerken: mu, mullu gieb mir, gieb es mir (von dammi, dammelo: dammüllu); sutu = nisutu (aus nesiri = ital. uscire, uscito); ncavà also (von dunca, unca,

'nca + va, 3. Pers. Praes. Ind. von andare); emu (habemus); tidicari kitzeln (von ital. titillare und solleticare, *(ti]tillicare); mótaca (von una vota ca = ital. una volta che ...); tellia

Cianciana (= tantilika, ital. un tantino); ña! (von dunca, anca); ici, ña (dunca von donique, cf. Foerster, R. E. 1, 322).

§ 14. Prothese.

Die a-Prothese ist besonders von den mit ad erweiterten

Verben gebildet, die oft den Urverben, des Sinnes wegen, an-geglichen worden sind; dadurch ist es entstanden, dafs dies a anderen Verben vorgesetzt wird und endlich den Substantiven, auf welche sie Bezug haben (cf. Meyer-L., Gramm. d. rom. Spr.

$ 383). Wir haben also:

1. mit arl anlautende Verben, bei welchen die Präposition nd einen reellen Wert hat, sogar oft ihren lateinischen Wert: ldummisiri und dórmiri (cf. oudormisco und dormo); appurtari und purtari (of. affero und fero); abbanuri cintauschen und riñari wässern, baden; uurnari tagen von jornu, all'aymur-nute bei Tagesanbruch; aldumari Licht machen von lumi;2. und Verben, bei denen die aus Angleichung vorge-

kommene Präposition ad ganz und gar schmarotzerisch ist: accumenta neben cumenia, abballari neben ballari, addi-mannari neben dimannari, assapiri neben sapiri, addifén-

niri neben difenniri u. a.

3. Substantive, auf welche diese Verben Bezug haben:

abballu, addimanna, addimanneri u. s. w.

Ajeri, apprima könnten auch ad einschlielsen.

Die Resonanz des & entwickelt oft ein a: arridiri (ridere); arriparu (riparu); arrinésiri (riuscire); arripezzu (rappezzo):

arraccuntari (raccontare) - fast alle Volksnovellen beginnen: si cunta e s'arraccunta ...; arrazzimi (von razza); arrisettu (risettu); arriccamari (ricamare); arriccamu (ricamo).

ite bei Verben wird fast immer zu ar, arra: arraccóliri

(recolligere); arraccumannari (ital. raccomandare); arrassumi-tari, arritiniri (retinere); arrispúnniri (respondere); arristai

(restare) u. a.

Besonders ist zu bemerken: ad attia Aragona (a lia = ital.

a tc); unquániki Aragona = ital. qualche, aber sicher von un + qualche; a-Prothese bei den femin. Substantiven auch ohne Einfluls des Artikels la: aggenti, abbili, amenta, addan-nazioni; artá (etá); ferner abboné = bonum est; accussi = cosi;

abbasta = basta; accura = cura findet sich nur in der Verbin-

dung duna accura = ital. datti cura, es kommt aber gewifs

ron duna a + cura = ital. prendi a cura.

§ 15. Synkope.

Die Synkope ertolgt sehr selten und nur unter Einflufs des halbrokalischen v. So wird es kommen, dals, wenn das / zu & werden kann, die Synkope erfolgt, sonst nie, ½. B. póllici

(pollice) und purci, puci.

Ein schönes Beispiel giebt uns

»salicem" mit seinen zwei Formen: sálair; gelehrt, neben sarcu; surer (sorice); spirda (spiriti); purpu (polpo).

Inlautendes ¿ aus e fällt vor r ab: o(i)ritá (veritá); pri-culu (pericolo); oprari (operare); disperdri (disperdiri); krilhia (chierica); mráculu (miraculu); tati (tirati); tari (tirare); vita-teddi Cianciana (ritirateddi); dettu (dettiru); mitti (mettiri); vittu(vittiru) Licata. Auffällig ist in érramu (ital. ermo) e vor i zu

n geworden.

Abfall des inlautenden u vor r: sapritu (sapuritu) Licata; cruna (curuna); 'ncrunatu (incurunatu); frusteri (forestiere);

crusu (curiusu) Licata.

Bei den Formen des Infinitivs + le (lo pronom. Artikel) erfolgt die i-Syncope immer: mannarlu (= mannari + lu, ct. ital. mandarlo); purtarlu (= purtari + lu, cf. ital. portarlo) u.s.w.

§ 16. Kontraktion.

Die Kontraktion ist sehr häufig, besonders unter Auf-hebung des Hiats. Es ist hier zu bemerken, dals dic Artikel lu, la, li nach da, di (de), pi (per); a ihr / verlieren und

dadurch haben wir:

do = da lu von da 'u,

du = di lu von di 'u,

da = di la von di'a,

da = da la von da 'a,

pa= per la von pi(r) 'a, pu — per le von pi(r) 'u,

pj = per li von pi(r) 'i,

U= a lu von a 'u, e= a li von a 'i.

Beispiele: Do munti = da lu munti (ital. dal monte); du

mari = di le mari (ital. del mare); da mati = di la mati (ital.

della madre); pa genti — pi la genti (ital. per la gente); pre

menu = pi lu menu (ital. per lo meno); scupittinu pj denti

= pi li denti (ital. spazzolino pei denti); u forti ca = a lu forti

ca... (ital. una volta che ...); e vintunu = a li vintunu (ital.

al ventuno ...).

Für e, eju = aju s. § 1. Betonte Vokale.

Fina, conta sind aus finu ta, contu + a (cf. ital. contra, oltra) gezogen; ebenso sa aus sia, ava aus avía: „sa ladatu "diu" ital. sia lodato dio; „ava jutu" = avia jutu (ital. era andato) in Cianciana; ma aus miu und mia: „ma pati, ma mati " in Casteltermini, Licata; au, za aus xiu, xia (ital. zio, zia).

Ferner jencu aus ju(v)encu; orallannu = ora è l'annu; vosenia= vostra eccellenza; cossía, vossa = ¿ostra signoria; Saru aus

Saria (Rosario). Es ist zu hemerken, dals der durch einen ausgefallenen Kons. hervorgerufene Hiat dagegen durch j be-hoben wird in majisi (magese); pajisi (pagese); majulda (cf. ma-

gida); sajitta (sagitta); fajida (favilla); projiri (porrigere); fri-jüri (frigere); rijuddu (regillu); fújiri (fugere) - beachte noch castzari (castigare); und oj (hodie); raja (radia) - ferner frúula

(fragola); aber paúni (pavone).

§ 17. Weglassung einer Endsilbe.

«) Sehr häufig bei der Proklise:

a list' ura, a 'st' ura =« ista ora; em' a-fari = emu

« fari; aj", ej a + Infinitiv = ju a, eju a etc:;

$) nach betontem Vokale:

di = dui (ital. due); jü =jiu, in (ego); mi = mei (ital.

noi); qua' = guai; Di = Diu (Deus); me' = mcu, „me' pati, me' frati", auch me'= mea, „me' mati" und „fratursu me'"; po'= puoi und poi (potes und post); -a'=-au (-avit): purta', liga, curca; -i =-iu (-ivit): jiuniï, curri, muri; se'= sci (sex); assa'= assai (satis);

d) bei Anreden und Eigennamen:

rumpa' (cumpari, ital. compare); cura' (curatulu, ital. cur-

torc, castaldo); piccil (picciliddi Kinder); nu (nuri Kutscher):

do, don (donnu: "do Matteu, don Cola, aber donnu Mi-

nicu); Sa und San (Santu: Sa Lenardu, Sa Luigi, Sa Lenil, San Franiscu, San Petu, aber Sannu Minicu, sannu statt santu, wenigstens so in manchen Texten geschric-

ben, ich glaube aber, dals man San Numinicu = San Dumi-

nicu (Domenico) lesen mufs, in der That wird nd immer zu

un, vgl. cannila = candela; ebenso vielleicht auch oben mufs

donnu Minicu = don Numinicu sein); pa, tr' (papa, tata);

mả' (mama'); Li (Lina); Ti' (Tina); Ste' (Stefanu); Anne'

(Ametta); Nute' (Nuien u, 'Innocen:o); Ro' (Roccu); Pe

(Peppi) u. a.;

d) besondere Fälle:

in Licata statt voli (ital. vuole); je Cianciana statt jeva (ital. giva): Giufa li je' mittennu (Di Giovanni, 50 Canti et cet.XXXV, 21. Cianciana); mide statt milemma (ital. mede-simo).

§ 18. Epenthese.

1. i-Epenthese zwischen: a) Labiale + r: Sittemmiru, Ottúviru, Nevémmiru, Diemmiru neben Sittemri, Otturru, Nuemru, Duemii; úmmira neben ummra (umbra); piruni (prunu); 'mmirazza neben 'mmraxza (in brachiis); () 9+r: sóggiru, soggira schon in früher Zeit socerus, ital. suocero; mágiru statt magru findet sich in Girgenti sehr selten; allégiru neben allegru; g) s + m bei fremden Wörtern: Cósimu (Cosmo); cataplasima (nataháoua); biasimu; spasimu; asima neben

d) 9+1: 'ngilisi (inglese); Ingilitterra (Inghilterra) Casteltermini.

Zusatz. Der Einschub eines 2, wie er in ital. inchiostro, chioma, älter * inclaustrum, *cloma vorliegt, findet sich nie in Girgenti: inlzossu, koma sind ganz gelehrte Wörter; das Volk sagt inca, coma nur im Sinne von „sopore, disposizione al sonno", z. B. „coma 'ntesta"; ferner scuma neben spuma (ital. schiuma), rifutari, favu, furina (lat. fuscina, ital. fiócina).

2. u-Epenthese, durch Guttural hervorgerufen, zwischen «) guranu (grano), néguru (nigru), gulutu (gluttu); 8) c+*: neuruc, curucifissu (croce, crocetisso), 'ncgrustari (incrostare), curudu (crudo), curucelone (corbello).

§ 19. Epithese.

1. Die Formen aut -ati, -uti an Stelle der ital. Sub-stantiva auf -á, -ú (roci tronche) sind nicht epithetisch; sie kommen gerade von dem lat. vierten Falle auf - ate(m), - ute(m) her: piatati (pietate), voluntati (voluntate); caritati (caritate), cirtuti (virtute). In Girgenti sind diese Formen sehr selten, nur bei dem Volke findet sich oft die Form auf -ái (von

-«(1)i): aitai, nicissitai (etú, necessitá).

2. Die Formen auf -aju, -au bei Verben (ital. -ó, -o)

sind auch nicht epithetisch: aju = habeo, saccu = sappio, seju

= sedeo; — staju, daju sind analogisch zu aju — neben daju findet sich auch duñu analogisch zu suñu (sum).3. Die a-Epithese ist sehr häufig: Neben Lúnidi, Már-tidi, Mércuri, Jóvidi, Vénniri, Silbatu, Dúminica (Namen der Wochentage) finden sich: Lunidia, Martidia, Mercuridía,

Juridia, Venniridia, Sabbatulia, Duminicadia, cf. dia = dies

span., prov.

Bei Pronomen: In Licata, Casteltermini findet sich jia von ji (ego), mia, tia statt mi, ti — me, te (zur Vermeidung des Hiats mija, tija). - Gewöhnlich, bei dem Volke, ist die

Form Dia, Dija = Dii, Dei, Dee.

In Casteltermini findet sich ada = ad; vgl. sardisch.

1. Sehr häufig, immer bei dem Volke, ist auch die ni-

Epithese nach betonten Vokalen:

a) bei Verben: eni = é (est); pinsni = prinsú (ital. pensó); curcani = curcú (coricó), addivintani = addivintá (diventú),

funi = fu (fuit);

$) bei Pronomen und Zahlwörtern: jini = ji (iu ego), tini, seni, Casteltermini, — ti, sé (tre, sei):

d) bei Adverbien und Konjunktionen: nuni = line (plus);

rucussini - accussi (cosí); cúni — cú (qua); lani = da (lá):

pirioni (öfter pirco(n)i) = pirió (perció).

Siddu, seddu in Licata = si †ildu (ital. s'egli, si + illu).

Vokalzusatz am Wortende zeigt auch das Sicil. bei kon-sonantisch auslautenden Fremdwörtern: tammi (Tram), onni-bussi, lapisi, gassi (gas), wie toscan. - c.

Sonderbar und wichtig ist die Weise, in der das Volk das geistliche Lateinisch in Gebeten ausspricht: „Stababat matri ilclorosa | iusta croce lacrimusa | ed abbatti filiussu" (Dum pendebat Filius), Casteltermini - „Oi cruxisi vada spissonia passionama tempori | piassi cuci graxia | Reixi de la china" Casteltermini (Text: O Crux, ave spes unica, - Hoc Passionis tempore - Plis adauge gratiam - Reisque dele crimina) -

„Posuarenti supra caputti causanti rexi o scrittu Jesusi Naxia-renu rexi joduro omini (Text: Posuerunt super caput ejus causam ipsius scriptam: Jesus Nazarenus, Rex Judaeorum), s. Di Giovanni, 50 Canti et cet. XLII, 29. XLIII, 27. XLVII, 30 u. a.;

Di Giovanni, 25 Canti et cet. XXV, 30.20. Angleichung.

a) Angleichung des anlautenden Vokals an den betonten

Vokal:

a - á: piatá (daher piatusu), matassa, gazanti (gigante), valanza neben vilanza (bilancia), cf. altirz. garant, frz. balance

— aquali (equale), aquannu (hoc annu).

i - i: birritta (baritta), filinza (fuligine?), ficili (fucile).

U —ú: ruñuni, sutuzzu aus *si(n)glutiu.

f) Angleichung des nachtonigen Vokals an den betonten: á — a: ánasu (anisu), cálacu, párracu, ássacu.

i - i: tírici (tiraci), pítila (pigliala) Licata. ù - U: disituti, anútui.

%) Der pronom. Artikel lu (lo) bei den Verbalformen hat den Wandel von unbetontem sekundären i zu u hervorgerufen: facitulu, luvátulu, mittitulu, maritatulu (Licata).

Ferner ist die Angleichung des unbetonten sekundären Vokals an den Endvokal u besonders in Licata sehr häufig: avissur, vitturu, avissumu, scannulu.

Zusatz. Aus Angleichung an die 1. Pers. Praes. (-4) findet sich in Licata: appu statt appi (ital. ebbi), vittu statt vitti (ital. vidi), persu statt persi (perdetti), vinnu statt vinni (venni)

— in Girgenti aber appi, vitti u.s. w.

§ 21. Vokal-Bevorzugung.

Der Vokal a drängt sich oft an die Stelle eines anderen anlautenden Vokals: aserätu (esercito), assequiu gelehrt (osse-quio), assirvari (osservare), asistiri (esistere): „un assisti "li" (non esiste piu), afennir (ofiendere), affiru, gelehrt (officio), arcasioni (occasione), aduri, adurari (odore, odorare), abbré, abbreu (ebreo), aternu (eterno), ammitu (invito) u. a., s. Schnee-gans § 57.Il. Konsonantismus.

Die Veränderungen, die der Konsonantenanlaut im Satz-innern erleidet, hat schon Schneegans § 24, S. 145-50 sehr fleissig nachgewiesen und erklärt. Es steht fest, dafs besonders ki (quid); a (ad); pi (per); e (et); "kau (plus); fa (facit); va (vadit); sta (stat); si (es); é (est); ddú (illac); ti (tres); 'nla (intra), wie übrigens alle vokalisch anlautenden Oxytona, die Dehnung von p, 6, m, f, c, 9, d, t, n, s und die artiku-latorische Verschiebung (wie Schneegans schreibt), von v - sowohl primär als sekundär — zu b; j zu ge; d aus gi zu i;."— aus d— wieder zu d; n+j=n; n+o;n+6

= m+ b = mm; bewirken:

Beispiele - nach Schneegans loc. cit.

1. Quantitative Veränderung:

Labiale: p: = i ppezau di pani! a ppala:zu la ppinnin,

a pperru a ppexsul.

b: — s. unten § 26.

m: — pi mmati (per matrem) latti e mmeli.

f: - si ffoddi, ti fimmini.

Gutturale: c: = ki ccosa: a ccasa!

g: - a gyamm a l'aria:

Dentale: d: - dittu pi dditta; é dduci - s. unten.

t: — a ttia, é Hoppu — (é troppo).

n: — ti notti, é menti.

8: — ddá ssupra, lii ssonnu!

2. Artikulatorische Verschiebung:

" (sowohl primäres als secundäres aus & entstandenes 1)

wird b: uncora é biru; ste binenme; lizu bicinu; ...j wird zu ge = ti gudici; te gorna, á grunta.

¿' aus gr entstanden wird zu vr: La mmidia di li ggenti

é rranni assá (Girgenti).

mis donn in wie sei migans meint: Imfermu mi

la vita bedeutet nicht: Imfermu nni la vita, sondern: mi liidda (illa, ital quella) vita; pri ddi junini, nicht pri li juvini, sondern pri kiddi éuvini; trattamu a ddu siñuri! = a kiddu siñuri! pri ddi mobili = pri liddi mobili.

n tj=ñ: u ñardinu (un jardinu) u ñornu (un jormi);

do Nakinu (don Jakinu) u ñocu (un jocu).

1+01=m+6= mm: 'mmarca (in barca); 'mmucca n + 11 (in bocca) mmita (in vita) ni mmeñe (non

vengo).

Doch eine wichtige Anmerkung habe ich bei Schneegans nicht gefunden; nämlich, dals einige Konsonanten, besonders 6, d, r, g, manchmal auch m, n, & schon im Anlaut eine gedehnte Aussprache haben, und dafür im Satzinnern nicht mehr verstärkt werden. Das d, z. B. von decottu, duman-na, dannatu, dugana, ist nicht dasselbe wie in deci, duñu, domu, dormiri, doti, dori, durz; während dieses im Satz-innern verdoppelt wird: a deci, a deci (ich schreibe im Anlaut d = dd) u. s. w.; bleibt jenes ganz und gar wie wenn

es isoliert gesprochen würde, weil es schon für sich selbst gedehnt ist. - Zwischen decottu, so vereinzelt ausgesprochen, und decottre (ddecottu) in

E mmi vinni decotti Pi dormiri la notti

giebt es gar keinen Unterschied.

Immer als *Ъ (bb) lautet das anlautende b: Tritturi, batia, buttana, bestia, bagganc u. s. w. nur in Indienan, budienti, Aphärese aus ubbudienza, ubirdienti u. dergl. findet sich das einfache b; wie obiges & verhält sich auch i: "ie, riggina, veñu, rumitu, robba (in ranni, rossu, arusa ist das & aus gi entstanden); g: gelu,

ยู่เทน, "genti,

gilu, "golu; " nur in nome, nappa, norea, sonst nu

(nos), masiri, nespule n. s. W.; m nur in mermcar (marner)miraculu, mraculu, merda (ital. merda), sonst mennula, menu, mari, munti u.s. w.; & nur in rippu, sonst Ciccu, ruffu, celu, cima u. s. w.

Über die Konsonanten im Auslaut ist wenig zu sagen, da im allgemeinen das Sicil. sich hierin wie das Ital verhält. Auffällig ist suñu = sum (vgl. neap. songo, donyo, stonyo, calab.

ราทีห, *ponyo, *donyo).

Lat. non findet sich als nun, oft

'un:

"'un ci volu jiri, un aju lii ti fari", im Satzinnern wird das n t j zuñ: „pirli nu ñoki?" (ital. perché non giochi?), n + 0 = mb = mm „nu meñu (non venio) - aber

no, Verneinungswort; in ist ni geworden, ada = ad findet

sich in Cianciana, „ada mia, ada tia" (ital. a ma, a te), con wird cu. In einsilbigen Wörtern bleiben 1, &, nehmen aber wie im Italienischen ebenfalls einen Vokal an: feli, meli. sali, cori, aber pj = per (pri, durch Umstellung er — ve tindet sich nie in Girgenti), in mehrsilbigen Wörtern bleibt i nur in crru, marmaru, sonst frati, soru, ebenso 1, bar-came (aus baccanal D'Ovidio Arch. Glott. IV, 410). - Iu sempri, quattu (wie schon im Vulglat.) findet sich die Umstellung -er, re, welches oft nach st fällt, nicht nur in nossu,

vossu, die doch bei dem Volke ofters zu nosu, vosa werden;

sondern auch in capissu, maissu, aber auch masu. — S fällt in einsilbigen Wörtern ab: nu, vu, ti, ve, "lu, po, sé, ha, da' (neben duna) str; die Formen mit i: nui, rui, poi, sei. hai, düi sind nicht volkstümlich (vgl. ital. noi, voi, poi, sei, has, das); -aut (avit) = -á in Girgenti: purtá, amú, curcú; est =é, oft eni bei dem Volke, s. § 19; -nt verliert sein t nur bei 3te Pers. Praes. amanu, vidina, lodane; sonst fallt es ganz: amaru, rittira, ludar.

Labiale.

§1. P - a) Anlautend wird gewühnlich beibehalten: passu, pati, puru, ponti, pilu, peta, pirnici (perdice), putia ([a)potheca); puse (pulsu); pirani (prunu); pifania (epiphania):

- wird = 1 in badda, baddóttule (ital. palla, vallottola),-busa (pasciá); ballaccuni (ital. pollaccone); bizzocca (ital. pinzochera); buttana, buttaneri (ital. puttana, puttaniere); — wird o in vastunaca (ital. pastinaca); vispicu (episcopu) durch Dissimilation (bemerken auch die Umstellung vispicu statt piscopu, vgl. span. (o)bispo).

®) Inlautend bleibt p: ripa, capu, lapa (apis + Artikel / zusammengewachsen); pipi, lupu, scupa, sapiy in varvasapiu (zusammengesetztes Wort: varva + sapiy, vgl. ital. barbas-súro) — wird = bb in cubbu (cupu z. B. arz cubbo = it. aere cupo), cúbbula (cupola); lebbru, lebbiru (lepore); lebbra (lepra)

- wird = v in pouru, puritá - durch Binfluls des folgenden r, cf. Meyer-L. Cons. c. II, 434 - riciri (recipere, cf. ital. ricevere).
Vor dem Tone — e nur in arrivari, sti-

rari, cuverta Fläche des Schiffes, neben cuperta Decke, sti-vari ist auch zum Seewesen gehöriges Wort — y mit f vertauscht in gulfu (ital. golfo), tufeu (ital. trofeo), alle beide gelehrt.

8) p + , im Hiat = ¿c: sicca (sepia), saccu (sapio), arca (apium, *apia), saccenti (sapiente); bleibt im Anlaut in ital.

Lehnwörtern piatusu, piaté, tempu, pir, duppre, impiassu, piuma, esempiu u. a.

• pp bleibt pp: stuppa, ssuppre (struppu); cippu (rip-pu); lippu, puppa, scoppu.

&) in Verbindung mit Kons. y + Dent. wird gewöhnlich an diesen assimiliert in:

  1. pt = tt: attu (aptu); rutta (ruptu); accatta (captat);
    setti (septe); grutta (crupta); cattivu (captivu), volkstümlich nur im Sinne von „Witwer", cattiva, Witwe, vgl. dasselbe im Sard. battíu, battía. - In pt, griech.
    Anlaut, füllt p ab: tisana (ptisana).
  2. ps = ss: jissu (gipsu); kissu (eccum ipsum); scrissi

(scripsi); = s in casa (*capsea); - nach & fällt y ab: scarsu (excarpsus) — im Anlaut sarmu (psalmus).

/: crapa (capra); grúpiri (aprire); — wird zu 2 nurin liereri (cani livreri) gelehrt. vgl. ital. lerriere, sonst supra, suprana, sapro u. s. v.

Durch Einflufs eines Nasals wird p oft zu l in Castel-termini: cumbitu (ital. compito), cambana (campana), esembir (exemplu), timiniluni statt timpuluni (Maulschelle), bleibt in Girgenti, tempu, rumpiri, tempru. Sporadisch sp - se in scantari, daher scantu, scantusu, nach Traina, Sicil. Wtb. 872 ,viene da *spantari, che a sur volta à scorciato de sparin-tari"; vgl. sard. ispantu, ispantusi; und siche Schneegans

S. 69. - Scattusu (nicht scuttica, wie Schneegans schreibt) kommt nicht von dispettoso, sondern von scattari, ef. Traina.

Sic. Wtb. scattu 880, vgl. ital. schiattosn.

Für rascari,

neben raspari, scuma neben spuma, vgl. ital. raschiare neben raspare, schiuma neben spuma.

Sonst sp bleibt: respa, vi-

spanni, cripu, nespola, spata, spalda, spissu, spusa, spusa

U. S. W.

Spl findet sich nur in splumenti, splénnite, spleniri, splmuri, gelehrt und Lehnwörter, sehr selten im Volksmunde, der shrannenti, sblémitu, sblemi, solénniri, shamári aus-spricht.

§ in Verbindung mit 1. pl = lit: lzanu, laga, lattu, kummu, lizazza, lioviri, lau, lizuma, culkia. - Volkstümlich in Porto-Empedocle ist „plaga" im Sinne von Erdstrich

- Ufer - pilaija geworden, neben kraga, Wunde.

Mundartlich in Licata pl = c: canu (planu), caja (plaga),

ñummu (plumbu), coriri (plovere), canziri (plangere) u. s. w.

Zusatz. Scola (scoplus) mufs ital. Lehnwort sein (vgl.

scoglio).

Pruculi ist nicht aus *pluvure, sondern aus *pur-

ruli, mit Metathesis des v. In entlehnten und gelehrten Wörtern bleibt pl: plausibili (ital. plausibile); placari (ital. pla-care); plebi, cumplimente (rumblimentr in Casteltermini): plácitu (ital. placido) u. a.

§ 2. 1, - «) Anlautend, mit starker und gedehnter aus-sprache, bleibt 1, in: "beddu, bedde, bon, bone, boutire, bañn, bena, batia, batissa, basta, bastari, hitlivi,

  • ballari; - bleibt auch in entlehnten und fremden Wörtern, wie: hallakkinu, bagasa, battisimu, tuggacca, bajunetta,
  • balena, baruni, battatuni, basalicó, 'bastardu, battaria,
  • bannera, barrera, bamminu, botta,

-benna, borza, bar-

cuni; - wird = e in vo (bove); vivu, viviri (bibere); vucca

(bucca); vancu, rastuni (bastone); vilanza (bilancea); vasari (basiare); varca (barca); vasu (basso); vutti (botte); vestza (bestia); varba (barba); varbarottu Kinn; vastasu (von BaGrá(u);

vucceri (frz. boucher) u. s. w. - wird = m: matu, mia-

tiddu (beatu, beatu + illu); muniuré (t. bot. stirax benzoin, ital. belgiuino).

8) inlautend, bleibt und wird verdoppelt in den Lehn-wörtern: robba, nóbbili, débbuli, súbbatu, cible, (aber vollis-tümlicher civu „pasto degli uccelli"), plebbi (plebe); sebba, rabina, neben volkstümlichem ragga (ital. rabbia); parab-bula (parabula), aber parola, palora - nach r: varba (barba); erba (herba); orbu (orbu); arbulu - wird volkstümlich = 2: cuvari, cavaddu, duviri, lavuru, maravita, pru-

vari, aviri, cannavu, nuvula, fava, sivu, viviri, scrivu (ar-vule, neben arbulu, ist sehr selten); guvitu, suvaru (suber).

Von diesem o geht & oft in u auf, wenn nach & ein u steht: neula (nebula); taula (tabula); diaulu (diabolu); faula (fabula); parola, palora = paraula (parabula). - Auffällig ist jimmu (gibbus); mmiucr (ebriacu), vgl. ital. imbriaco: calab. imine (gibbus); rogu, gelehrt (rubus) entspricht dem ital. rogo - fabbro fehlt im allg. sic.; ebenso ove (ubi); unni kommt von unde her. B wird zu m in ssúmmula neben dem häufigen tottula (orgoußos), durch Einflufs des vorhergehenden m. - Sporadisch / -- f in vifardu, ital. ribaldo.

(ital. nebbia, nibbio) können sich nur durch Abfall des b erklä-ren: *neha, *mihus (miblius vgl. Wölflins Arch. IV, 131),

affiliari (ital. affibbiare) von *affilare. - & + u = pp:

«ppi (habui); appimu, appiru, rippi (*bibui); cippi (bibuit);

rippine, minppire.d) in Verbindung mit Kons. bt = tt: suttirrangu (sub-

terraneu); suttili (subtile); detta (deb'tu); sutta (subtu). les := ss: assenti (absente); assólviri, gelehrt fällt vor st, se: sustanzn, astiniri (abst.); scuru (obsc.); entlehnt osenu (obscoenu). - mb = mm: tumma (tromba); gamma (gamba); rummáttivi

(combattere); kumm (plumbu). - hr = vi volkstümlich: uraco (braca); vraxzu (brachiu); aber labra, labbru, gelehrt, in frevi, frivaru (febris, februarius) ist die Umstellung des i

zu bemerken.

e) in Verbindung mit 1: Il = j in Sciacca janru, jan-

lizz:a; in Girgenti: Inancu, hiankia (vgl. ital. bianco, bian-chezza); agrig. gastima (blasphema?) ist mir nicht klar. Bl bleibt in fremden und gelehrten Wörtern: blannu (blandu):

ble, oft bili (frz. bleu); blusa (frz. blouse); problema (pro-blema); aber Iunnu (ital. biondo). Volkstümlich in Porto-Empedocle findet sich pilorca, pilotili? (ital. blocco, blocchi), cf. § 1 pilaja (plaga).

§ 3. f. - a) im Anlaut bleibt f: filu, fava, fusu, fim-

mina, furnu, ferru, focu u. s. w. — wird sporadisch zu b in

-burietta, Iurcittata, hurcittuni (it. forchetta, forchettata, for-chettone).

buffet).— Tafánu (ital. tafano, aus tabanus) ist nicht volkstüm-

lich. — f zu bo in carabba (arab. garâfi, ital. caraffa), spora-disch. Im Inlaut findet sich f verdoppelt in: riffa (cast. rifa), goffa (cast. gafa). Schneegans § 11, 80; aber mafia (ital. mat-fia). - Cunortu, cunurtari, wohl von *rum + hortari, nicht

von conforto, confortare.

y) in Verbindung mit Kons. - fi bleibt fr: frenu, fra-pula, frati, friddu, frana, frunna u. s. w. - f sogar zieht oft das & an sich: frevi (febris), frivaru (februarius), friscari (fistulare, *fisclare, *fiscrare, - friscari), frummicula, neben furmicula, sfrazcu (ital. sfarzo). - sf wird oft sp: spilari,

spolatura = sfilare, sfilatura; spunnari = sfunnari; spu-

yari = sfogare; spogu = sfogo; spari = sfare; spatte =sfatto. — of bleibt in Girgenti: 'nfami, nfunnu (in fondo); cunfusu; nfattu (in fatto), 'nfernu (inferno) etc. — wird zu mp in Porto-Empedocle: 'mpunnu (in fondo), 'mpami (in fame);

'mpattu (in fatto) 'mpernu (infernu) - zu mb in Casteltermini: mbami, mbiernu, mbrimmitati (infirmitate), 'mbattu.

d) In Verbindung mit 1: f = x, mit starker Aspiration

bei dem Volke, beinahe $ im gebildeten Stande: xamma (flamma); xzatu (flatu); zuri (flore); xzumi (flumen); xzumara (flumara), xasc (flascu), x2águr (v. flagrare) etc., sporadisch zu ke in gunkari, gunkratu (ital. gonfiare, gonfiato) neben vun-curi, vuncatu. In gelehrten Wörtern bleibt fl: femma, flim-máticu, flussu, riflussu, flora, floridu, fluidu, fluttu, flas-sioni, flaggellu, flotta, flautu.

§4. 0 - a) anlautend, bleibt v: ventu, vuci, vucca, vernu, vuturu, orddan, indir - mit einer sehr weichen

Aussprache. - Wird = m in mascu (vascu), minnitta (vin-

dicta), minniña, minniñari bei dem Volke, neben vinniña, vinniñari (vindemia, vindemiare), macabbunne (ital. vagabondo), mocaveña neben vocaveña (vo + ca + veña, vuoi che venga, ital. viavai). - Das deutsche w findet sich durch gu wieder-gegeben, aber schon als gu, wie Schneegans richtig bemerkt, ist es aus dem Ital. nach Sicilien gekommen: guerra neben verra Kinderwut, guastu, quastari, quai, guardari gelehrt, guadañari, guadañu; - vagina, ital. guaina, ist aber agrig.

vajina.

8) Im Inlaut bleibt v: navi, vivu, lavi, nivi, moviri, cava, favu, lavari, novi (nove), leva (levat), novu (novu) - juvini (juvene) ist gelehrt (ital. giovine), ebenso brevi (breve);

- o schwindet in neu, vo (bove), pau (pavo), pauni (pavone), paura, fauri (favore), Guanni (Giovanni); fajulda, jina (avena), lisa (lixiva). - Übergang des o zu g in núgula neben nu-vula, annugulatu neben annuvulatu, ragatusu (ravitosu); grugini (juvene), purguli, pogir in Casteltermini; neben pau, paum, fauri, faurire finden sich oft pagu, pagun, fagur, seltener pagura, Giuganni, wo sicher au zu agu

verdehnt wird, vgl. taguru (tauru), addaguru (lauru), Lagu-renzu (Laurentiu), agulivi (aulivi) s. I, § 8. 9. - Unklar ist sinzli (gingiva) männlich, statt * sincia (sard. sinzia), vgl. lisin; saliva fehlt im allgemeinen Sicil., statt seiner findet sich spu-taxza; auch rivu fehlt. In addiminari (ital. indovinare) ist der Einflufs des Nasallautes, der oft teilweise Assimilation aus-übt, i -n zu m-n (vgl. minnitta, vindicta) zu bemerken.

d) In Verbindung mit Kons.

n+o=mm (durch ne):

mmintari (inventare) 'mmidiari, 'mmidguse (invidiare, invi-dioso), 'mmidia (invidia), 'mmersu (inversus), cumméniri (con-veníre) 11. s. w.

d + 0 = bb (durch 22): abbente (adventu), abbirsarzu (ad-

versariu).

r+ i=*+b: sérbiri, sirbútu (servíre, servito), sarbari, sarbatu (servare, servato).

s+ x=s+0: sutar, sointariar (v. venter, ital. sven-trare), sbummicari (s + vomicare, vomitare), sbinari, sbinatu ital. svenaro, senato, shinniri (ital. svendere) u. s. w.

§ 5. m. - a) Anlautend bleibt m: minutu, maturu, munita, maravita, mira, in marmaru, merda, mraculi (ital. miracolo) hat m die gedehnte Aussprache des Anlautes,

s. II, p.30. — m zu 2, durch Dissimilation, in videmma, vidé, neben midemma, midé (ital. medesimo) - sporadisch zu b in minaca (nach Avolio 42, von arab. menaca) - m zu n in nespula (mespilu) gemeinrom.; nillza (mitulu), cf. ital. nicchio, niechia, also wie in nite = ital. nibbio, worüber bereits S.34 gehandelt worden ist.

8) im Inlaut bleibt m: nomu, ramu (ramu); fumu (fumu); premi (premit); lima (limo); amari (amare) — wird sogar häutig verdoppelt: fimmina, cummedia, cummidianti, com-maru, tommaru, nummaru, cucummaru, cámmaru.

8) mti =ñ: vinniña (vindemia), vinniñari (vindemiare);

• siña, neben sima gelehrt (simia), sparañari (ital. risparmiare);

aber lmia (ital. lumia) neben limuncellu. scanneddu, culouna, anniputenti, autunnu, sonnu; — vgl. ital. ogni; balénu (BéDEuvOS, Diez 217, ital. baleno) ist gelehrt.ml, nd = nt, un: contari, conti, sinteri gelehrt (ital.

sentiero, sem'tariu); nur nach Synkope des inneren Vokales; sonst limitu (limitu); linnu, Ercumaru, circunnari.

om bleibt rm: furmicula, furma, furmari, fermu, firmari.

Gutturale und Palatale.

§6. c. I. c ta, 0, U. - a) Anlautend bleibt gutturales c: cavaddu, casa, cornu, cantari, cantunera, cura, cori, conta, cútina, cóppula etc. - wird zu y in: gattu, gámmaru, júvitu, guvitata (neben vúvitu, cuvitata durch Assimilation), garófalu, garrubba, ganiu, gamma, jagga (ital. gabbia, fi. cage, cf. Wölffins Arch. II, 234). - gulfu (Ró2os) ist ge-lehrt, ital. golfo. Die Wörter cantu, piania, peria, piriari, scurcari zeigen keine Palatalisierung des c vor a, sondern erklären sich, wie schon Schneegans gesagt hat, aus französischer Herkunft: cantu (chantre), piania (planche), perca (perche); piriari (percher); scuriari (ecorcher). — ¿armu (charme), iar-mari (charmer) fehlen in Girgenti; aus cheminée erklärt sich

riminia. Franzosische Worter sind ebenso tabare und tasen,

taskettu, wo das c (cabaret, casque) zu t geworden ist. - Famiari neben camiari „riscaldare il forno" ist nicht klar; es kann keine Angleichung an flamma sein, da fl immer zu

2 wird (flamma = xiamma); vielleicht aber an fum.

P) Inlautend bleibt e nach dem Accent: spica, littica, lattuca, fastuca, tartaruca, locu, focu, pocu, jocu, sucu, dieu, ficatu; lagu (lacu) ist gelehrt (ital. lago), pregu (precor), pagu nach Schneegans aus Angleichung an den Infinitiv prigari, pagari.

Inlautendes e vor dem Accent zu g: pagari, prigari, arrigurdari, arrigurdanti, lagusta, addugari (adlocare); Sira-yusa; aber carricari, vucari (ital. vogare), affucari (adfaucare, ital. affogaro), asucari (exsucaro, ital. asciugare), cicala (cicada), sicuru (securu), jucari. - C schwindet in putia.

II. c+e, i = ie, ci. a) Im Anlaut: centu, cerou, cra,

cmiri, ¿erca, cincu, cimici, riveddu, ccir, tima, cu,cirasa etc. - è wird zu g in fremden und gelehrten Wörtern: ginisi (span. ceniza), gileccu (span. chaleco), gitá, Licata (cittá),

gafaluni (cefaglione).

8) Inlautend bleibt ic, ii: viünu, radici, paci, nuüi, dei, pici, cuci, cruci ete. — Unklar ist kirkiri (ital. cicerchia = cicercula, nach Avolios p. 121 wahrscheinlich richtiger Erklä-rung Rest der alten gutturalen Aussprache des c, vgl. sardisch).

Sporadisch è zu & in babalusi, Licata (span. baba + lueir, ital. lumaca). — è zu & in sóggiru, sóggira, wohl weil Propar-

oxytonon (soceru).

8) Ee, e im Hiat. = ix: aaru, fasia (facio), laziu

(laceu), mustarola, abbracari, eraru, risu (ericiu), jarill (glacies); ¿occu (ecco hoe), -axu (-accus): ramurazza, ca-

tinain, vista, gintari, sicca,u, mula:u, cudar:u; - ux21

(-uceus): sanguzzu, santurru, curviäu, piduzau ete; aber

face (facies), minacer gelehrt.

d) In Verbindung mit Kons. c+f(-x-) = ss: matassa,

rissr, tossicu, tessiri, fissu, lissu, lassari; - wird -s in Lisannaru, Lisannara (Alexandru, Alexandria), lisia (lixiva), nésiri (exire), cosa (coxa): seliri (exeligere), salari (exh.), asu-

rari (exsuc.), masidda, - als s findet sich in esempru, spiri-mentu (exper.), esilu gelehrt (vgl. ital. esempio, esperimento, esilio).

c+t=It: fattre, notti, otte, pettu, fruttu, dotta, di-

fette, aspettu, vettr etc.

c+*= gr: grassu, gradila, gridari, cunsagrari, sigri-

tarm, sigretu; nach dem Accent in agru, magru, sagru, aber

auch agru, magre, sagiru.

né = ni: cunzari (ital. conciare) ammunciddlari (amon-

cellare), dun«ellu (do'n'cella), vilanza (bilancia), lanza (lancea),

unza (uncia).

e) In Verbindung mit 1 + Vok. cl = liz: ohkzu, lizovu,

logavi, kesa, kzaru, lanu, lavi, lugiri, finokkzu, kizamari ete.

Mundartlich wird è in Licata (vgl. & in Noto, Modica); anu, caru, cesa, covu, cav, camar, speciu (speclujlu), macca (macla) etc. - In einigen gelehrten Wörtern bleibt cl: clamurusu,clamuri, clavicula, aber lizossu; cli, clac zu 1: quali, spirali, juli, graditi, armiti, nie zu ye: quayga, gradigga, vie z. B.

in Palermo.

§7. qu. a) Im Anlaut bleibt qu in quattu, quaranta, quannu, quantu, quinnici. Vor o wird oft zu cu, cutilan (quotidian). - Für corki neben quarki, corkidunu, auch cor-

runu neben quarkidunu, quarkunu, s. 1, § 1.

Vor e, i bleibt qu nur in gelehrten Wörtern: quarela, questura, questurinu, quistioni, querannari u. a. Das Volk sagt aber oft: curela, custura, custioni. Auffallig ist quetu, volkstümlich, s. I, § 3. Quid (ital. che) ist lie' geworden; cu muls, wie Schneegans gut bemerkt, auf cui Dat. beruhen. -

Qu durch Dissimilation zu è in cersu, úncu, cinquanto.

B) Inlautend bleibt qu in gelehrten Wörtern: ossequzu, ossequari, equipaggu; wird aber zu y in cunsiyuiri (ital. conseguire), cunsiguenza (ital. conseguenza), aguali (ital. eguale).

Mit verdoppelter Tenuis findet es sich in acqua (ital. acqua).

- Qu zu c in acula (aquila), sicutari (sequitari); niculizia (ital. liquirizia), cincu (cinque), cocu (coquus), licori (liquore), anticu, sunca (dunqua) — vor e zu è in cociri, toriri.

§8.. I. y +0, 0, U: a) im Anlaut bleibt ya, go, yu:

gaddu, gaddina, gódiri, yustu, yula etc. Nur im Satzinnern wird y manchmal zu h: ¿aju hustu, piccatu di la hula be-sonders in Licata; jaddu, jaddina, justu (gustu); jabbari,

jabbatre, jabbillotu (von gabella), nur in den

Mundarten

von Sciacca und Casteltermini. Häufig auch in Girgenti, wie in vielen anderen Mundarten der Insel, findet sich die Pro-these des y vor gutturalen Vokalen: gunu, juna (unu, una), gómini (omini), gavutu, yavutizia (altu, altezza); in li gulivi (autivi), li yuriklie, könte aber in letzterem Fall Aphärese des a sein, of. au zu ayu verdehnt, 1, § 8. In grapu, grapi, grapiri, graputu (von aperire) ist auch die Metathesis des i

zu bemerken.

P) Inlautend wird y +«, o, u in Girgenti

gewöhnlich

beibehalten: ruga, laya, fayu, magu, fragula, liya, ligaturi, juyu, prigatoru, prigari (von preyare aus precare), rinneyu,rinnigate, rinnigari, rigale, arrigulari, annegu, annigari, figura, figurine, figurari. Seltene Fälle: allg. sieil. ist h aus g in litica (litigat), wie ital. lética (vgl. § 11.8); in Porto-Empe-docle findet sich pilaja (Erdstrich, Ufer) neben lzaga (plaga) und in Girgenti gayanti neben gaganti (gigante). Ego (nach Schneegans) wird zuerst zu eju, dann eu (wie z. B. in Ribera), dann, mit j-Prothese jec, und aus jeu —jüu, wie Deu--Diu, meu — miu. In Girgenti findet sich nur in (ef. ital. io), mit

vanni, 50 und 25 Canti etc.) auslautend u mit a vertauscht. - Auf älteres & führt garn „blafs", vgl. ital. giallo, wie denn auch im span. portug. ein lautwidriges & vorausgesetzt wird;

nur im fiz. jaune ist es berechtigt.

II. y te, i = ge, gi. a) Im Anlaut wird y to, i volkstümlich zu j: jenniru (generu), jissu (gipsu), jimmu (gibbu), jinessa (genista); bleibt ge, gi in gelehrten und fremden Wör-

tern:

genti, genu, goa, gilatina, "gilatu, gebbia, giru, galle, gestu, gergu, ginia, gilusía, gilusu, gelu, géniri, ginirali u.a. Auffällig ist agrig gunokly, gunoklya, ayyunik-lizari, agyunilhzatu (also älteres *gunuclu durch Vokalharmonie) neben dinokkzu (Dissimilation bei Ähnlichkeit y - k zu d - li).

Sporadisch zu s in sincili (gingiva), cf. sard. sinzia.

8) Inlautend schwindet y te, i und wird i zu j: majisi, majissu, majidda, pajísi, sajimi, sajitta, jitr (digitu), projii, rigiri (regere), frigri (frigere); fujiri (fugere), fuj (fugit), rigiddu (regillu), bleibt als de, gi in gelehrten Wörtern: priguni, vir-gini, virginitá, virtiggini, riggissu, riggissari, greggi, leg-giri, riggina, magissatu, furmagiu, tragie u. a.

d) In Verbindung mit Kons. n + g nach dem Ton = i: saiu

(sangue); staña (stanga); linua (lingua); gana Zahn; fanu (fango); loir (longu); zu ñ aber in añuni (angone); zu ni nur in san-

csuca (sanguisuga) - n+ ge, gi = ni: kjanciri (plangere);

ssincri (stringere); tinciri (tingere); finüri (fingere); nura (in-giuria); ancilu (angelu); munciri (mungere); nicñu (ingeniu); funca (*fungea). Nur in Licata bleibt ng: mungiri, pungiri, punigusu, ligangiri, tiniiri u.s. w.g + n verbindet sich zu ñ: puñu, mañu (magnu), reñu, sinu, añeddu, liñu, stañu, cuñatu, piñu, diñu. Canusiri (ef. ital. conoscere) kommt von dem vulglat. * conoscere, cf. Meyer-L.,

Cap. II. 466. — ngi zu ni in sponia, nzunza (ital. spugna, sugna). - ngl zu i in ciña, uña, ciñali, gelehrt (ital. cigna,

ugna, cignale).

yin = mm: domma, enimma, frammentu, flemma, gelehrt.

go bleibt go: griddu, granatu, granula, grecu, gro (grue), gradu, gren, grivanza - manchmal fällt y in gra: ranni, raufa, ravusu, rasta (grasta), radu, ranatu.

Im Inlaut,

neben agru, mayru, allegru, findet sich agiru, mayiru, alle-

giru, s. § 18; ferner nigure, xaguru (nigru, *flagrore).

gl. = t: lommaru (glomere); alannara (glande), abuttiri

(glutire); qualari, vilari, ssiari, ssia, - ylobu, ylora sind gelehrt, ebenso giarza, ital. ghiaccio.

$ 9. j.

Anlautend bleibt j: jencu (juvencu); jiniparu

(juniperu), jittari, jettitu, jittena (s. *jecere), jugu, jocu, ju-culanu, jucari, jucata, jovidi, jumenta, juntri, judici etc.

- In gelehrten entlehnten Wörtern wird j zu g: ga (jam), guvini (juvene); gustu, gustizza (justu, justitia), gudixm, gu-dicari, gurari neben jurari, volkstümlich. Für Gesú, Gesuziu, Guvanni, ital. Gesù, Giovanni. In den Mundarten von Cian-ciana und Casteltermini (manchmal auch in Girgenti) findet sich

92 statt j: grugini Casteltermini (juvene), gustizia, gustu, garnu, grattena, agruccu, agruccatu, agruccari (v. guccu)

(vgl. frz. juc). - So wird j - ge auch in den adverbialen Verbindungen, wie z. B. a gocu, a giettito, a grunta, pi giunta u. s. w.

ß) Inlautend wird j volkstümlich auch als j bewahrt: peju

neben peigu (pejus) gelehit, majuri neben magguri (ital. mag-giore); maju (maju), dijunu, dijunari. - Von dem golehiten & wird durch Einflufs des n, zu è in 'niuga (ital. ingiuria).Dentale.

§ 10. t. - a) Sowohl im Anlaut als im Inlaut bleibt t gewöhnlich unverändert: tantu, tauru, tu, tortu, tila, tempu, talari, tizzuni; - viti, vita, latu, cuntata, batia, putia, ba-tissa, legitimu, ssata, siti, rota etc. - Tonloses t vor dem Tone =d nur in padedda, gridari, rudeddu, gradita (vgl. ital. pa-della, gridare, budello, gradella); gelehrt ist grada, cf. ital.

grada (grata);

B) tt bleibt tt: gatta, sajitta, batti (*battit), gutta neben yuccia, cf. ital. goccia (*guttea). - It gekürzt in t: matinu (ital. mattino). — ut statt it findet sich in mintiri, minti, mintutu (mittere) durch Einflufs des Nasals des Anlauts.

y) in Verbindung mit Kons.

it bleibt rt: porta, marteddu, morti, murtaru, mur-tidda etc. - wird zu rd in spirdi (spiriti).

ut=nt: lisantu, lianta, cente, frunti, munti, funti ete.

st = st (nie st): agustu, mustu, gustu, testa, castedu etc.

ti=t: pati, mati, vite, tovati, quattu, metu, uti etc.

str = ss: ssata, assu, massu, nossu, rossu, culossa ete.;

bei den niedrigen Leuten findet sich manchmal & statt $$:

masu neben massu (maistru), nos2 (nostru), 2052 (vostru),

ásacu neben ássacu (astracu, ital. terrazzo).

t=lil: veklzu, silliza, niklia; in fist'lare (ital. fischiare) ist das l zu r geworden: fiscrare und dann durch Metathesis friscari statt fishzari. Mundartlich in Licata i =й: vei, sicia, nicca; cf. cl, pl=.

d) t, volkstümlich = iñ: peru, maxa, ssaari (ex-tractiare), palar, prezal, accarizari. Suffix - antia =

spiranza, luntananza, crianza, mancania a.sV entia - crsa: prisenza, sensa, sintenza, simenza,

cusenza, pruvidenza; - itia = ira: duczza, cuntintizia,

frankirza;

- atium = azzU: minurza, palazau; - itiun

= irzu: timulizzu, capizzu u. s. w. (s. Schneegans, s. 111). -

(angustiare), ef ital. angosciare. Rasuni, stasuni u. dgl. sind,wie Schneegans gut bemerkt, eine Popularisierung der fremden Form mit & - doch hört man sie sehr selten - Sir-vizu neben sirvizzu, prisenza neben prisenza, stazioni neben stazzuni, oxzu, privinzioni sind alles gelehrte Wörter.

Unklar sind paien:a (patientia, ital. pazienza), wobei Schnee-gans an eine volksetymologische Ableitung von paci denkt, und scorca (*scortea), das Avolio von écorce ableiten möchte.

§ 11. d: a) Im Anlaut bleibt gewöhnlich d: donu, duru, deci, dormiri, dinari, durari, doti, dari, mit weichem Ausdruck im Gegensatz zu decottu, dugana, duguneri, dannari, dumannu, s. II: Cons. p. 51. - Sporadisch d zu t in tusellu (span. dosel); zu s in sunca (dunqua); fällt in attula (dactylus).

f) inlautend wird d auch beibehalten: nidu, nudu, gra-du, fidi, pedi, cuda, sehr weich ausgesprochen, aber nie in ? übergehend - doch manchmal verstärkt es sich in t, bes. bei Proparoxytona: tispitu, stúpitu, ácitu, vgl. ámitu. - D zu n, durch Dissimilation in lónara ([alaudula), sporadisch zu / in ricala (vgl. ital. cicala, franz. cigale); schwindet in 'ncúnia (incudine). 1

8) dd zu on in rénniri, vgl. ital. rendere.

d) in Verbindung mit Kons.

dr = t in quatu, citu (ital. quadro, cedro).

id bleibt id: tardu, pirdutu, pérdiri, virdi u. s. w.

Id = Il in calle (caldu), calliari ('caldicare), falla, ful-

larr, fallarinu (v. falda); callara, callaruni (caldaja), nur bei den niedrigen Leuten.

nd = nn: camila, funu, quann, bunnu, cunfún-niri, mannari u. s. W.

&) in Verbindung mit Hiat. i: de volkstümlich = j: jorme (diurnu), seju (sedeo), viju (video), raja (sing. raju sehr selten, radiu), criju, ligeju (*cludeo); oji (hodie); caju, appoju, appu-jari (v. podiu). - In gelehrten, entlehnten Wörtern bleibt dị: darule, dialugu, dialette, mediu, rimedre u. a. — Segga (sedia),

1) Keine Umstellung des d findet sich in mpatidiri, da es nicht von impallidiri, wie Meyer-L. (It. Gram. § 201) glaubt, sondern von patedde (Schalmuschel) kommt, das heisft, ,restringersi, per paura o per freddo, coma und patella."raggu, gurnali, gurnalista, gurnaleri sind ital. Wörter, ebenso pranzu, manzu (*mandium), roxzu, shixzu, frizzu. - Auffällig ist orzu (ordeu) volkstümlich. In menzu, mazzornu, man-inó (mezzo giorno) ist der Einflufs des Nasales des Anlautes zu finden.

§12. s. a) im Anlaut bleibt s gewöhnlich: sali, sucu, siti, sonu, se (sex), soru, suitta, sudari, simen:a, sava, surfaru, sampuña (sambagna), sirina ete. - wird zu & nur in sorba (sorba), salbara (arab. sebbara). - Simia, neben siña, siroceu sind ital. Lehnwörter. - Nur st, sp, sc, nie &

() inlautend wird s auch beibehalten: risu, fusu, casa, rasu, spusu, misi, cosa, rosa ete. Die Form riciñolu, Nach-tigall, ist in Girgenti unbekannt, statt seiner findet sich vi-siñol, gelehrt (cf. ital. rosignuolo).

y) ss bleibt ss: russu, grossu, passaru, passu, grassi, missa, passari etc. - Porau (possum) mufs, wie Schneegans bemerkt, analogisch zu fazu sein. Vasu, grasa, nisun beruhen auf si.

d) in Verbindung mit Kons. sc vor oder nach Palatal-vokalen =$: camúsiri etc. s. § 6.

rs bleibt rs: ursu, cursa, scarsu, pirsuna, pirsuasu etc.

- wird zu rz in vurza (bursa).
ns = nz: pinzari, 'nzémmula (insimul), lunitu, 'nziñari,

'ncusu (insursum), 'nzumma (in summa) etc.

&) in Verbindung mit Hiat. i. Schneegans hat kaum

recht, nach meiner Meinung, zu sagen, dafs s + Hiat. i = e

(ital. g) wird. Diejenigen Beispiele, die er giebt, beweisen die Thatsache nicht; denn occasionem, prehensionem, phasianus lauten nicht cacuni, pricuni, facani, sondern prisuni, casuni, fasanu, alle drei sind aber aus dem Ital., prigione, cagrone, fagiano, entlehnt und sehr wenig gebraucht. Camisia lautet nicht camica (wie im Ital.), sondern cammisa; *asium (ital. agio) nicht au, sondern asu.

Also lautet von allen Beispielen bei Schneegans nur caseus = cazu und dieses ist auch gelehrt (vgl. ital. cacio), da das Volk statt seiner immer tumaxzu sagt.Welches ist nun die volkstümliche Entwickelung von s + Hiat i? Ich lasse es bei den Beispielen bewenden: cam-misa (camisia); vasu (basiu); vasari (basiare); ginisi (cinisia);

¿irasa (cerasea); lizesa (ecclesia); riversu (ital. rovescio); fasola fasoli (phaseolus) alle volkstümlich; dann cau gelehrt, asu,

rasune, fasam, prisuni Lehnworter:

§ 13. n. a) im Anlaut wird n beibehalten: nodu, nasu, nudu, novu, niguru (nigru), nidu, natali etc.; — schwindet gewöhnlich in nun (non): „un sacõu nenti, un ti ni volu dari, un ti porzu ajutari, un & é bersu" u.s. W. - Zusatz eines n findet sich in nesiri (exire), nguanta (ital. guanto), nita Geschwür, nxiru (seria). - Für nomu, "nappa, "nocca siehe II.

8) inlautend, bleibt n auch fast immer: luna, gaddina, fini, lana, manu, pani, jina, fenu, bona, finessa, minutu, finokkau. etc. - N-n, durch Dissimilation, in 1-n in vi-lenu, cunfaluni; n-m zur -m in arma (anima), armali (animale) - Dissimilation.

8) in Verbindung mit Kons. n vor s schwindet, wie allg.

rom. isula, misura, spusu, spusa, misi etc.

d) nn bleibt nn: annu, pinna, nannu, nanna, pannu etc.

8) nị =ñ: cuñu, suñu, duñu, tiña, viñu. - In gelehrten Wörtern bleibt n: calunma, crimoma, querimonia u. a. Auffällig ist ssamu, ssamari, ssamatu (von extraneu), volkstümlich.

§ 14. l. a) im Anlaut: liu, loda, lumi, locu, liggi, lattuca, luntanu, littica etc. - l zu g durch Dissimilation in gitu, golu (aber schon vulglat. jilium, jolium). - I zu & in rimarra (limarra von limu), rusiñolu (cf. ital. rosignuolo).

B) inlautend bleibt l zwischen Vokalen: gula, pala, mula, pilu, gelu, cuturi, pilucca etc. - Wechsel des / und & miteinander in palora (parola), grola (gloria), ¿artiri (barile), acqua-loru (acquarolo), rogu aus lorogu (horologu). - 1- 1 zu r-1 in fragelle (flagellu), caramedda (frz. chalemel). - I zu t in úmitre (amylum), cf. ital. ámido. - 1-1 zun - 1 in canollia (aber schon volkslat. conucla); Filmena (für Filumela).d) Il = dd [für die Aussprache s. Diakr. Zeichen]: idda (illa), -beddu, -ada (bellu, -a), sedda (sella); midudda (medulla); cipudda (cepulla), nuddu (nullu), griddu (grillu), cavaddu (ca-ballu), foddi (folle), peddi (pelle), stidda (stella) etc. - In ge-lehrten, italianisierenden Wörtern wird Il beibehalten: bell, bella, billia neben beddu, bedda, biddixza, pullu, satollu, valli, aber vadduni, abbaddatu (ital. vallone, arvallato), villa (villa), aber viddanu, sogar milli (mille); beim Volke findet sich aber öfters mira (milia). Ferner balla (frz. balle) neben badda. (ital. palla Kugel), fratellu Klosterbruder neben frateddu Vetter; coll Last neben coddu Hals (s. Schneegans 132). - U—1 zu un - 1, durch Dissimilation, in pinnula (ital. pillola).

d) I vor Kons., im Silbenauslaut. I + Labialis zu r: tarpa (talpa), purpa (pulpa), corpu (colpu), curpa (culpa), purpu (polpu), sarpari (salpare), vurpi (vulpe); arba (alba), sarvaggu (silvaticu); sariza (salvia), sarvari (salvare); surfaru (sulfaru), parmentu (palmentu), parma (palma), ermu (elmo). -— In pru-vuli ist die Metathesis des r (aus / + Lab.) zu bemerken.

l + Gutturalis zu r: arcova (ital. alcova); surcu (sulcu); sapurcru (sepuleru); carcañu (calcaneu); 'ncarcari (incalcare); barcuni (balcone); quarki, corki (qualisque, ital. qualche); curcari (collocare) - cravaccari von cavarcari (cavalcare). 1+c= r in purci (pulce); sarõu (salice); farci (falce). - l+ ¿ vocalisiert in caucu (ital. calcio); quacina (aus caucina calcina). - I + & schwindet in puci neben purci, duci (dulce),

ducizza (dulcitia); - l+i = n in fanci (falce) bei den

Landbewohnern.

l + Dental.

1. l + Dent. = v: artaru (altare); Marta (Malta); Car-

taggiruni (Caltagirone); surdatu (soldato); sordu (soldo); ger-suminz (gelsomino); farsari (falsare); sarsa (salsa); nurtu (insultu); garnu (afrz. jalne).

Anmerkung. Wenn jemand aus dem Volke, der einen Anstrich von Bildung hat, entweder durch Schulbesuch oder Dienstzeit, mit einem aus höherem Stande spricht, wird er immer liardu (caldu), mortre (molto), artu (altru), martempu (maltempo), farda (falda), sarsica (salsiecia), sarte (saltu),sartari (saltart) u.s. w. sagen, in der Meinung italienisch, oder wenigstens ein feines Sicil. zu sprechen. - Wirklich volkstümlich ist aber artaru (altare), nie otaru, neben ataru; die anderen Wörter sind entlehnt und fremd.

2.1 + Dent. vocalisiert: autu (altu), autu (altru), sau-tari (saltare), sautu (saltu), fauda (falda), fausu (falsu),

ceusa

(gelsu), meusa (milsa). - In diesem Fall ist die Einschiebung des o, 9 sehr häufig: avutu, avutu, sagutu, cavudu, favusi, cevusu. In Cianciana findet sich / + Dent. in ¿ vokalisiert: fúida (falda), caidára (caldaja), cáidu (caldu), caidiari (caldi-care), caidiatu caldic + atu) - nur bei den niedrigen Leuten geht / + d in ll über, wie in falla, fallaru, fallaririnu, callu, calliári, callara, callaruni. - Formen wie atz, atu,

satu, satari, sasixxa, caxi sind sicher contrahiert (ar = (),

ebenso in pusu (pulsu), vuturu (vulture), voxi (*volsi), ascutari (auscultari), cuteddu (ital. coltello).

1. bei dem niedrigen Volke, besonders Landbewohnern, wird / + Dent. zu n: antu (altu), antu (altru), santu (saltu), santari (saltare), fanzu (falsu), canzi (calx), ascunta (auscul-tat), punsu (pulsu), sanzizza (salsiccia), monta (volta), auch mota.

8) / + Hiat. i.

h = 7 in der ganzen Provinz, ausser von Sciacca und

Ribora: fitu, mitu, gitu, golu, mutúri, pita, tata, vota, cun-rilu, famila, olu, melu u. s. w. ohne Ausnahme.

§ 15. r - a) im Anlaut findet sich nur als scharf gerolltes alveolares y (v): re, renniri, ridiri, russu, ris-tari, rasu, Roma, rosa u. s. w.; - ranni, varusu, rat-tari sind aus gr entstanden.

8) inlautend, bleibt & gewühnlich als weiches ungerolltes

vaibberi (barbierc), feimmu (fermu) - nach Labialen schwindet o in derselben Mundart: fevi (sicil. frevi), firaru (sicil. frivuru), pimu (primu), pivari (privare). - Aus Dissimilation schwindet i aber in der ganzen Provinz in crivu (vgl. kalab.neap. krivu). Zutritt eines &, fast immer bei auslautendem t erfolgt in: anata (cf. ital. anatra), inhiossa, gelehrt, (ct. ital. inchiostro), cilessi (ef. ital. vilestre), jinessa (genista) - nach

anlautendem t in tisolu (tesauru), tuniari, vgl. Diez Wtb. trono. -

/-* zur - 1, durch Dissimilation in: arbulu (arbore), in-

ruca, rasola (rasoriu). - Sporadisch & zu n in Gaspanu (Gas-par), fisini (viscere); r zu l in siloccu neben siroccu.

Metathesis der y in: prevula (pergula), sfrazzu (ital. star.

20), ssanutu (stirnutu), scravalu (scara-beu), vrigoña (ital. ver-

gogna), friscari (fiserare), prevuli (*purvure), tubbu (torbido), proji (porrigere), prummettiri (ital. permettere), cravuni (car-bone) - crapa (capra), crastu (castru), frevi (febris), frivaru

(februariu), graniu (cancru), catteda (cathedra). - Dagegen stehen furmentu (frumentu), purpama (propagine), tirdinari

(tre + denari).

d) or bleibt er: ferru (ferru), terra (terra), carrettu (v.

carTu), cord (currit), turri (turre) u. s. w.

0) / + Hiat. i.

1? + Voc. =• + Voc: argu= arus. §1 - fera (feria), munaster (monasteriu), cannilaru (*candelaria), syarra (*ex-

variu), axxaro, jinnaru, fricara, murtare, panare, nularu,

rurdunaru, panaru u. s. w.

In gelehrten Wörtern bleibt : coru, sigritarn, mug-

gisterzu, messaru, rifriggerne u. a. — Auffallig ist virsérge (adversariu) volkstümlich.-Im letzten Augenblicke, als ich eben diesen meinen ersten kleinen Versuch nicht ohne einiges Bangen in die Welt hinausschicken und den Fachgenossen vorlegen wollte (9. März 1891), langte in Bonn eine neue Arbeit über die sicilianischen Mundarten an von meinem durch eine Reihe sprachvergleichender Arbeiten hochverdienten Landsmann, Herrn Dr. Giacomo de Gregorio aus Palermo, unter dem Titel: Appunti di Fonetica Siciliana, Palermo 1890.* Indem ich dieses Zusammentreffen als einen besonders günstigen und glücklichen Umstand betrachte und nicht wenig darauf stolz bin, dals meine süfse Muttersprache Gegenstand einer solch vertieften und andauernden Forschung zu sein gewürdigt ist, so habe ich noch andere Gründe, mich des Erscheinens dieses wichtigen Buches zu freuen. Ich sehe nämlich, dafs wir nicht nur in fast allen Punkten, wo wir uns mit unserem unmittelbaren Vorgänger, der vortrefflichen Arbeit von Heinrich Schneegans (1888), dieselbe stellenweise berich-tigend, beschäftigen, jedesmal zusammentreflen, was sich durch unsere Kenntnis des Sicilianischen als Muttersprache ohne weiteres erklärt, sondern obendrein wir uns beide in demselben Gedanken begegnet sind, unsere Arbeiten Herrn Prof. Foerster

*) Die Hindernisse, die das endliche Erscheinen des nach dieser Jahreszahl offenbar schon länger als ein Vierteljahr fertiggedruckten Buches so lange verzögert haben, sind in der Einleitung nicht angedeutet. Durch die Güto des Herrn Prof. Foerster konnte ich das oben eingetroffene Wid-mungsexemplar sofort benutzen. - Meine Arbeit wurde den 28. Januar 1891 bei der hohen philosophischen Fakultät der Universität Bonn als Doktor-dissertation eingereicht und den 7. Februar angenommen. Die Korrektur des letzten Bogens erhielt ich den 10. März desselben Jahres.in Bonn zu widmen, der bereits vor acht Jahren die erste wissenschaftliche Bearbeitung des Sicilianischen nach den in Deutschland allein erreichbaren Schriftdenkmälern veranlalst hat in der Bonner Dissertation von Matthias Hüllen (1884) und welcher der Untersuchung der Mundarten unserer beiden grofsen italienischen Inseln seit Jahren liebevoll seine Kräfte widmet.

Durch die bis jetzt erschienenen Arbeiten steht die Laut-Ichre des heutigen Sicilianischen im grofsen und ganzen fest und fertig da; allein bei der unendlichen Mannigtaltigkeit der Lautentwickelung, die fast mit jedem Orte wechselt, ist es klar, dals ein vollständiger Aufbau erst dann wird vorgenommen werden können, wenn eine möglichst grofse Anzahl von Einzelnuntersuchungen über die lautlich irgend wichtigeren Punkte unserer herrlichen Insel, und zwar möglichst von Sicilianern, erschienen sein werden, wozu ich mit dieser Arbeit mein bescheidenes Scherflein beizutragen gewagt habe.

Auf eine eingehendere Würdigung der Arbeit Dr. Gregorio's kann ich mich hier nicht einlassen. Ich bemerke nur nebenhin, dals ich in einigen Punkten, wie Erklärung des grevia von *grai-vius (S. 11, § 4) - ai kann sicil. unter diesen Bedingungen nie e geben -, der analogischen Erklärung des - oklin aus uculu durch Anlehnung an culu (S. 39, § 20), Ableitung von brui-cetta von broccus S. 68, § 57 - ich kenne nur burietta, das ja irgendwo in brucetta umgestellt sein könnte, das aber von furca kommt und dem ital. forchetta genau entspricht, während natürlich brocca zu broccus gehört -, Anwendung des Zeichens ti statt des einfachen t für lat. ti S. 95, § 100 (ich wenigstens kenne es blols als einen einzigen Laut !, welcher bestimmt der stimmlose zu dem stimmhaften da ist), die Annahme, dals lat. -ss- allein & geben könnte in grasu u.s.f. (S. 103, § 113)

- meiner Ansicht nach ist stets ein folgendes i im Spiel, auch in casa, vgl. frz. causse, portug. caixa -, die Ableitung des porzu von possum (statt von *potio) S. 104, § 113, die Au-wendung des Doppelzeichens ij statt des einfachen n, da man nach ñ nichts einem / ähnliches hören kann, u.ä; nurin einem Punkte möchte ich, weil es meine Heimat betrifft, wiedersprechen: Auf S. 20, § 9 wird gesagt, dals in Girgenti sich manchmal die Diphthongierung des & und des p findet, was aber nie der Fall ist. Thatsächlich sind nämlich caétuóf-fuli, suoddi keine agrig. Wörter; statt ihrer sagt man immer und nie anders als cacóciuli, sordu, sordi.

Bonn, 16. März 1891.

L. P.

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