Powered By Blogger

Welcome to Villa Speranza.

Welcome to Villa Speranza.

Search This Blog

Translate

Saturday, February 23, 2013

Wagner's PARSIFAL and Heine

Speranza

Atta Troll (Heinrich Heine)



 Dieter Borchmeyer has pointed out¹ throughout the nineteenth century (and indeed since the early middle ages), the biblical Herodias was often conflated with the figure of her daughter Salome. Borchmeyer suggested that Heinrich Heine was an important influence on Wagner when he developed the character of Kundry. Heine's poem Atta Troll appeared serialized in the same editions of Laube's Zeitung für die elegante Welt, in February 1843, as Wagner's Autobiographical Sketch². Therefore it is probable that Wagner read the poem in that journal. In Heine's poem it was Herodias who demanded the head of John the Baptist. Until judgement day, Heine tells us, Herodias must ride, laughing, with the Wild Hunt bearing the Baptist's head, which she still kisses.

Wagner was more indebted to Heine than is generally realised. It is widely known that two of Wagner's dramas (Der fliegende Holländer and Tannhäuser) drew upon a short story and a poem respectively by Heine. It is possible -- although far from certain -- that Wagner first encountered the myth of the Dutchman, in 1837-8, in Heine's story about a visit to a theatre3. In each case Heine's treatment of the respective myth is a parody, which Wagner proceeded to develop in a more serious treatment. It is less obvious that both Tannhäuser and the earliest sketches for Der Ring des Nibelungen show traces of the possible influence of Heine's 1837 poem Elementargeister. Finally, there are tantalizing echoes of Atta Troll, from which an extract is reproduced below, in the second act of Wagner's Parsifal.

XIX
Aber als der Schönheit Kleeblatt
Ragten in des Zuges Mitten
Drei Gestalten - Nie vergeß ich
Diese holden Frauenbilder.

Leicht erkennbar war die Eine
An dem Halbmond auf dem Haupte;
Stolz, wie eine reine Bildsäul,
Ritt einher die größe Göttin.

Hochgeschürzte Tunika,
Brust und Hüften halb bedeckend.
Fackellicht und Mondschein spielten
Lüstern um die weißen Glieder.

Auch das Antlitz weiß wie Marmor,
Und wie Marmor kalt. Entsetzlich
War die Starrheit und die Blässe
Dieser strengen edlen Züge.

Doch in ihrem schwärzen Auge
Loderte ein grauenhaftes
Und unheimlich süßes Feuer,
Seelenblendend und verzehrend.

Wie verändert ist Diana,
Die, im Übermut der Keuschheit,
Einst den Aktäon verhirschte
Und den Hunden preisgegeben!

Büßt sie jetzt für diese Sünde
In galantester Gesellschaft?
Wie ein spukend armes Weltkind
Fährt sie nächtlich durch die Lüfte.

Spät zwar, aber desto stärker
Ist erwacht in ihr die Wollust,
Und es brennt in ihren Augen
Wie ein wahrer Höllenbrand.

Die verlorne Zeit bereut sie,
Wo die Männer schöner waren,
Und die Quantität ersetzt ihr
Jetzt vielleicht die Qualität.

Neben ihr ritt eine Schöne,
Deren Züge nicht so griechisch
Streng gemessen, doch sie strahlten
Von des Celtenstammes Anmut.

Dieses war die Fee Abunde,
Die ich leicht erkennen konnte
An der Süße ihres Lächelns
Und am herzlich tollen Lachen!

Ein Gesicht, gesund und rosig,
Wie gemalt von Meister Greuze,
Mund in Herzform, stets geöffnet,
Und entzückend weiße Zähne.

Trug ein flatternd blaues Nachtkleid,
Das der Wind zu lüften süchte -
Selbst in meinen besten Träumen
Sah ich nimmer solche Schultern!

Wenig fehlte und ich sprang
Aus dem Fenster, sie zu küssen!
Dieses wär mir schlecht bekommen,
Denn den Hals hätt' ich gebrochen.


Ach! sie hätte nur gelacht,
Wenn ich unten in den Abgrund
Blutend fiel zu ihren Füßen -
Ach! ich kenne solches Lachen!

Und das dritte Frauenbild,
Das dein Herz so tief bewegte,
War es eine Teufelinne,
Wie die ändern zwo Gestalten?

Obs ein Teufel oder Engel,
Weiß ich nicht. Genau bei Weibern
Weiß man niemals, wo der Engel
Aufhört und der Teufel anfängt.

Auf dem glutenkranken Antlitz
Lag des Morgenlandes Zauber,
Auch die Kleider mahnten kostbar
An Scheherezadens Märchen.

Sanfte Lippen, wie Grenaten,
Ein gebognes Liljennäschen,
Und die Glieder schlank und kühlig
Wie die Palme der Oase.

Lehnte hoch auf weißem Zelter,
Dessen Goldzaum von zwei Mohren
Ward geleitet, die zu Fuß
An der Fürstin Seite trabten.

Wirklich eine Fürstin war sie,
War Judäas Königin,
Des Herodes schönes Weib,
Die des Täufers Haupt begehrt hat.

Dieser Blutschuld halber ward sie
Auch vermaledeit; als Nachtspuk
Muß sie bis zum jüngsten Tage
Reiten mit der wilden Jagd.

In den Händen trägt sie immer
Jene Schüssel mit dem Haupte
Des Johannes, und sie küßt es;
Ja, sie küßt das Haupt mit Inbrunst.

Denn sie liebte einst Johannem -
In der Bibel steht es nicht,
Doch im Volke lebt die Sage
Von Herodias blutger Liebe -

Anders wär ja unerklärlich
Das Gelüste jener Dame -
Wird ein Weib das Haupt begehren
Eines Manns, den sie nicht liebt?

War vielleicht ein bißchen böse
Auf den Liebsten, ließ ihn köpfen;
Aber als sie auf der Schüssel
Das geliebte Haupt erblickte,

Weinte sie und ward verrückt,
Und sie starb in Liebeswahnsinn.
(Liebeswahnsinn! Pleonasmus!
Liebe ist ja schon ein Wahnsinn!)

Nächtlich auferstehend trägt sie,
Wie gesagt, das blutge Haupt
In der Hand, auf ihrer Jagdfahrt -
Doch mit toller Weiberlaune

Schleudert sie das Haupt zuweilen
Durch die Lüfte, kindisch lachend,
Und sie fängt es sehr behende
Wieder auf, wie einen Spielball.

Als sie mir vorüberritt,
Schaute sie mich an und nickte
So kokett zugleich und schmachtend,
Daß mein tiefstes Herz erbebte.

Dreimal auf- und niederwogend
Fuhr der Zug vorbei, und dreimal
Im Vorüberreiten grüßte
Mich das liebliche Gespenst.

Als der Zug bereits erblichen
Und verklungen das Getümmel,
Loderte mir im Gehirne
Immer fort der holde Gruß.

Und die ganze Nacht hindurch
Wälzte ich die müden Glieder
Auf der Streu - (denn Federbetten
Gabs nicht in Urakas Hütte) -

Und ich sann: was mag bedeuten
Das geheimnisvolle Nicken?
Warum hast du mich so zärtlich
Angesehn, Herodias?


XX
Sonnenaufgang. Goldne Pfeile
Schießen nach den weißen Nebeln,
Die sich röten, wie verwundet,
Und in Glanz und Licht zerrinnen.

Endlich ist der Sieg erfochten,
Und der Tag, der Triumphator,
Tritt, in strahlend voller Glorie,
Auf den Nacken des Gebirges.

Der Gevögel laute Sippschaft
Zwitschert in verborgnen Nestern,
Und ein Kräuterduft erhebt sich,
Wien Konzert von Wohlgerüchen. -

In der ersten Morgenfrühe
Waren wir ins Tal gestiegen,
Und derweilen der Laskaro
Seines Bären Spur verfolgte,

Suchte ich die Zeit zu töten
Mit Gedanken. Doch das Denken
Machte mich am Ende müde
Und sogar ein bißchen traurig.

Endlich müd und traurig sank ich
Nieder auf die weiche Moosbank,
Unter jener großen Esche,
Wo die kleine Quelle floß,

Die mit wunderlichem Plätschern
Also wunderlich betörte
Mein Gemüt, daß die Gedanken
Und das Denken mir vergingen.

Es ergriff mich wilde Sehnsucht
Wie nach Traum und Tod und Wahnsinn,
Und nach jenen Reiterinnen,
Die ich sah im Geisterheerzug.

O, Ihr holden Nachtgesichte,
Die das Morgenrot verscheuchte,
Sagt, wohin seid Ihr entflohen?
Sagt, wo hauset Ihr am Tage?

Unter alten Tempeltrümmern,
Irgendwo in der Romagna,
(Also heißt es) birgt Diana
Sich vor Christi Tagesherrschaft.

Nur in mitternächtgem Dunkel
Wagt sie es hervorzutreten,
Und sie freut sich dann des Weidwerks
Mit den heidnischen Gespielen.

Auch die schöne Fee Abunde
Fürchtet sich vor Nazarenern,
Und den Tag hindurch verweilt sie
In dem sichern Avalun.

Dieses Eiland liegt verborgen
Ferne, in dem stillen Meere
Der Romantik, nur erreichbar
Auf des Fabelrosses Flügeln.

Niemals ankert dort die Sorge,
Niemals landet dort ein Dampfschiff
Mit neugierigen Philistern,
Tabakspfeifen in den Mäulern.

Niemals dringt dorthin das blöde
Dumpflangweilge Glockenläuten,
Jene trüben Bumm-Bamm-Klänge,
Die den Feen so verhaßt.

Dort in ungestörtem Frohsinn,
Und in ewger Jugend blühend,
Residiert die heitre Dame,
Unsre blonde Frau Abunde.

Lachend geht sie dort spazieren
Unter hohen Sonnenblumen,
Mit dem kosenden Gefolge
Weltentrückter Paladine.

Aber du, Herodias,
Sag, wo bist du? - Ach, ich weiß es,
Du bist tot und liegst begraben
Bei der Stadt Jeruscholayim!

Starren Leichenschlaf am Tage
Schläfst du in dem Marmorsarge;
Doch um Mitternacht erweckt dich
Peitschenknall, Hallo und Hussa!

Und du folgst dem wilden Heerzug
Mit Dianen und Abunden,
Mit den heitern Jagdgenossen,
Denen Kreuz und Qual verhaßt ist!

Welche köstliche Gesellschaft!
Könnt ich nächtlich mit Euch jagen
Durch die Wälder! Dir zur Seite
Ritt ich stets, Herodias!

Denn ich liebe dich am meisten!
Mehr als jene Griechengöttin,
Mehr als jene Fee des Nordens,
Lieb ich dich, du tote Jüdin!

Ja, ich liebe dich! Ich merk es
An dem Zittern meiner Seele.
Liebe mich und sei mein Liebchen,
Schönes Weib, Herodias!

Liebe mich und sei mein Liebchen!
Schleudre fort den blutgen Dummkopf
Samt der Schüssel, und genieße
Schmackhaft bessere Gerichte.

Bin so recht der rechte Ritter,
Den du brauchst - Mich kümmerts wenig,
Daß du tot und gar verdammt bist -
Habe keine Vorurteile -

Haperts doch mit meiner eignen
Seligkeit, und ob ich selber
Noch dem Leben angehöre,
Daran zweifle ich zuweilen!

Nimm mich an als deinen Ritter,
Deinen Cavalièr-servente;
Werde deinen Mantel tragen
Und auch alle deine Launen.

Jede Nacht, an deiner Seite,
Reit ich mit dem wilden Heere,
Und wir kosen und wir lachen
Über meine tollen Reden.

Werde dir die Zeit verkürzen
In der Nacht - Jedoch am Tage
Schwindet jede Lust, und weinend
Sitz ich dann auf deinem Grabe.

Ja, am Tage sitz ich weinend
Auf dem Schutt der Königsgrüfte,
Auf dem Grabe der Geliebten,
Bei der Stadt Jeruscholayim.

Alte Juden, die vorbeigehn,
Glauben dann gewiß, ich traure
Ob dem Untergang des Tempels
Und der Stadt Jeruscholayim.

Wagner's failure to acknowledge his literary debt to Heine seems odd when we consider that Wagner had openly defended the poet at the time of his exile from Germany. Part of the explanation might be found in the remarks about Heine in Wagner's ill-tempered, anti-Semitic essay Judaism in Music, which was addressed not only to Jewish musicians but also to Jewish poets. Wagner's failure to credit Heine as a source of inspiration is consistent, however, with his attempts to play down the influence of his contemporaries on his works and to emphasise that he had found his material in older literature and in folk-tales. In the case of Parsifal Wagner was even more reserved in acknowledging any influences or sources; he was even dismissive about Wolfram's poem Parzival.



Postscript: Herodias, Holda and Venus


Since adding the extract from Heine's poem to this web site, we have found in Jessie L. Weston's Legends of the Wagner Drama an account of a tradition -- Weston called it a weird story -- behind Heine's poem with a reference to Herodias that might have been known both to Heine and to Wagner.
rimm's Deutsche Mythologie, a book that Wagner knew well, contains a number of references to the folk-tales about Herodias or Herodes (who were originally, it is almost certain, distinct). Including the following:

The story of Herod's daughter, whose dancing brought about the beheading of John the Baptist, must have produced a peculiarly deep impression in the early part of the Middle Ages, and in more than one way got mixed up with fables. Religious poets treat the subject in full, and with relish... It was imagined, that on account of her thoughtless rather than malicious act (for the proposal came from her revengeful mother), Herodias (the daughter) was condemned to roam about in company with evil and devilish spirits. She is placed at the head of the 'furious host' or of witches' nightly expeditions, together with Diana, with Holda and Perahta, or in their stead. ... She was inflamed by love for John, which he did not return; when his head is brought in on a charger, she would fain have covered it with tears and kisses, but it draws back, and begins to blow hard at her; the hapless maid is whirled into empty space, and there she hangs for ever... There is no doubt whatever, that quite early in the Middle Ages the Christian mythus of Herodias got mixed up with our native heathen fables: those notions about dame Holda and the 'furious host' and the nightly jaunts of sorceresses were grafted on it, the Jewish king's daughter had the part of a heathen goddess assigned her (Ratherius says expressly: "into dea"), and her worship found numerous adherents. In the same circle moves Diana, the lunar deity of night, the Wild Huntress; Diana, Herodias and Holde stand for one another, or side by side. [Deutsche Mythologie, "Diana - Abundia", page 263]
ere the association of Diana and Herodias is interesting because both names appear in Heine's poem, as quoted above. Also Diana or dame Holda or dame Perahta as the leader of the Wild Hunt, which in other versions is led by a god, who is in the Nordic tradition identified as Odin (=Wotan). Hence Wagner's remark that Kundry was like Wotan. Further because Holda (in praise of whom Wagner's shepherd-boy sings in the first act of Tannhäuser) was identified with Venus, who led the revellers of the furious host into the Venusberg. Therefore Herodias, when identified with dame Holda as the Wild Huntress, provides a link between Kundry and Venus. Herodias is also sometimes identified with the goddess Freia (see, for example, Simrock's Handbuch der deutschen Mythologie mit Einschluss der Nordischen of 1855, page 248). Interestingly, Simrock mentions these traditions in relation to the Grail legend in an appendix (12. Deutung des Gralsmythus) to his 1842 translation of Parzival, which Wagner first read in 1845.
The strangest tale of all those told by the German people is the romantic legend of the goddess Venus, who, when her temples were torn down, fled to a secret mountain where she now leads the most fantastical life of pleasure in the company of carefree spirits of the air, together with fair nymphs of woodland and water, and many a famous hero who has suddenly vanished from the face of the earth.
[Heinrich Heine, Elementargeister, 1837. An essay that might have influenced not only Wagner's Tannhäuser (which is more obviously indebted to Heine's parody) but also his Ring.]


The ancient Germanic goddess Holda, benign, gentle and merciful, whose yearly progress through the countryside brought prosperity and fruitfulness to the fields, was forced, at the advent of Christianity, to suffer a similar fate to that of Wodan and all the other gods whose existence and miraculous powers, being so deeply rooted in popular faith, could not be wholly gainsaid, but whose erstwhile beneficient influence was seen as suspect and reinterpreted as something evil. Holda was banished to subterranean caverns and mountain interiors; her emergence into the world was thought to herald disaster, her retinue likened to that of the Wild Hunt. Later (while the common folk continued to believe unconsciously in her gentle influence animating nature), her name became merged with that of Venus ...
[Richard Wagner, Introduction to the libretto of Tannhäuser, 1845. In SSD vol. XVI, page 186. See also WWV 70, Text IV.]
Footnote 1: Richard Wagner: Theory and Theatre by Dieter Borchmeyer, tr. Stewart Spencer, Clarendon Press Oxford, 1991. Translated from Das Theater Richard Wagners. See in particular pages 201-3.

Drama and the World of Richard Wagner by Dieter Borchmeyer, tr. Daphne Ellis, Princeton Univ. Press, 2003. Translated from Richard Wagner: Ahasvers Wandlungen. See page 80.

Richard Wagner: Theory and Theatre, page 192.

First discussed by Borchmeyer in Richard Wagner: Theory and Theatre on pages 201-204. A revised version of the essay, in which several factual errors have been corrected and some judgements reconsidered, contains a later version of the same discussion: this appeared in Drama and the World of Richard Wagner on pages 89-93.

No comments:

Post a Comment